Donna Tartt schreibt in ihrem großen Roman The Goldfinch (deutsch: Der Distelfink) so wunderbar von der menschlichen Sucht danach, sich selbst zu vergessen, nicht auf sich selbst zurück geworfen zu werden: "People gambled and golfed and planted gardens and traded stocks and had sex and bought new cars and practiced yoga and worked and prayed and redecorated their homes and got worked up over the news and fussed over their children and gossiped about their neighbors and pored over restaurant reviews and founded charitable organizations and supported political candidates and attended the U.S. Open and dined and travelled and distracted themselves with all kinds of gadgets and devices, flooding themselves incessantly with information and texts and communication and entertainment from every direction to try to make themselves forget it: where we were, what we were.“
Denn das Stillwerden könnte ja bedeuten, auf die existentielle Fragestellung zu stoßen, die die eigene Endlichkeit, die Brüchigkeit des Seins, das unendlich Prekäre der eigenen Existenz beinhaltet. Nicht jeder mag mit der buddhistischen Gelassenheit die Feststellung bestätigen, die Ralph Skuban in Patanjalis Yogasutra auf den Punkt bringt: "Wir kommen auf die Welt, um Probleme zu haben.“ Und freilich, wir haben nicht nur Probleme, wir sind selbst eines: Ein unauflöslicher Widerspruch, eine Entität, die (aus einer seltsamen Perspektive heraus), die eigene Endlichkeit konstatiert, dies aber andererseits nicht akzeptieren kann. Hans Blumenberg beginnt sein 800 Seiten starkes Essay über „Höhlenausgänge“ mit der Beobachtung dieses Paradoxes: „Wir wissen, dass wir sterben müssen, aber wir glauben es nicht, weil wir es nicht denken können.“ Zugleich wissen wir zwar um die eigenen Relativität, fühlen aber ganz anders: „Man ist nicht wichtig, zugegeben; aber nichts ist wichtiger als man.“
Die Stärkung des Denkens im Sinne eines spirituellen Neuanfangs ist die Absicht, sich mit diesen Widersprüchen auch zu konfrontieren. Zugleich ist das Esoterische immer auch mögliches Opfer der oben genannten intrinsisch- existentiellen Fallenstellungen: Die Sucht nach einer exklusiven Perspektive, die die Sterblichkeit, die Relativität der Standpunkte, die Widersprüche leugnet: Die Sucht nach Bedeutung, Eindeutigkeit, Unhinterfragbarkeit. Esoterik bedeutet in den meisten Fällen nichts als eine freiwillige geistige Selbstverstümmelung, um der schmerzhaften rastlosen Umkreisung der Natalität wie der Mortalität zu entgehen. Das aber verbaut die Perspektive statt sie zu erweitern. Die
„reinigende und stärkende Übungspraxis (tapas), die Selbsterforschung (svadhyaya) und die Hingabe an die Quelle unseres Seins (Ishvarah-pranidhana)“ (Ralph Skuban) gelingt eben nur, wenn schmerzhafte Prozesse der Selbsterkenntnis nicht umgangen werden, sondern implementiert sind und bleiben; der Zweifel (vor allem der Selbstzweifel) ist ein stetiger, notwendiger Begleiter. Wer es nicht aushält, fällt zurück in simple Glaubenssätze, Dogmen, Scheinperspektiven, die schlimmer sein können als die scheinbar naive Alltagssicht.
Den naiven Realismus der kruden Anthroposophie- Anhänger hat Georg Kühlewind schon vor 30 Jahren in „Vom Umgang mit der Anthroposophie“ gegeisselt: Die Krankheit, anthroposophische „Informationen“ - reines Wissen - als Glaubenssätze aufzufassen und durch Kombination und pseudo- meditative Assoziationen zu speichern und auszubauen: „Durch die Mitteilungen der geisteswissenschaftlichen Forschung ist heute ein Wissen ohne Können entstanden..“ Denn in „Wahrheit gibt es keine esoterischen Inhalte (= Informationen), es kann nur esoterische Fähigkeiten geben.“ Das „Einverleiben“ von Bits der (so oder so vorgestellten) „geistigen Welt“ führt zu nichts als „Bewusstsseinsschädigungen“ im Sinne der oben beschriebenen Verengung der Perspektive- das sektiererische Fahrwasser reißt einen mit sich, das Kühlewind das „Geknechtetwerden durch „Ideen“" nennt, wobei er darunter das Akzeptieren von Ideen als gegebene „Wahrheiten“ versteht, ohne sie selbst zu verstehen und zu erleben.
Gerne wuchert unter diesem Primat der geistlosen Naivität auch die „sentimentale Schwärmerei“- gerne in Gruppierungen, Horden, Facebook- Likes. Ein weiteres, geradezu ansteckendes Element der anthroposophischen Degeneration sieht Kühlewind in der „okkulten Versuchung“, über „Nicht- Erfahrenes zu sprechen“, wobei es nicht nur um okkultes Geschwätz geht, sondern um mittels Scheinwissen und Spekulation „Ansehen, Position, Macht oder Lebensunterhalt“ zu gewinnen. Das Resultat ist die verbreitete Überheblichkeit, die eine scheinbare Sicherheit im spekulativen Nichts gewährt- eine Haltung der okkulten Besserwisserei oder - nach Kühlewind- „eine Art von geistigem Parasitismus.“ Alles das überspringt die inneren existentiellen Fragestellungen und Widersprüche und ruht, sein Ich wohlig auf dem Arm schaukelnd: „Man ist nicht wichtig, zugegeben; aber nichts ist wichtiger als man.“ (Blumenberg)
Denn das Stillwerden könnte ja bedeuten, auf die existentielle Fragestellung zu stoßen, die die eigene Endlichkeit, die Brüchigkeit des Seins, das unendlich Prekäre der eigenen Existenz beinhaltet. Nicht jeder mag mit der buddhistischen Gelassenheit die Feststellung bestätigen, die Ralph Skuban in Patanjalis Yogasutra auf den Punkt bringt: "Wir kommen auf die Welt, um Probleme zu haben.“ Und freilich, wir haben nicht nur Probleme, wir sind selbst eines: Ein unauflöslicher Widerspruch, eine Entität, die (aus einer seltsamen Perspektive heraus), die eigene Endlichkeit konstatiert, dies aber andererseits nicht akzeptieren kann. Hans Blumenberg beginnt sein 800 Seiten starkes Essay über „Höhlenausgänge“ mit der Beobachtung dieses Paradoxes: „Wir wissen, dass wir sterben müssen, aber wir glauben es nicht, weil wir es nicht denken können.“ Zugleich wissen wir zwar um die eigenen Relativität, fühlen aber ganz anders: „Man ist nicht wichtig, zugegeben; aber nichts ist wichtiger als man.“
Die Stärkung des Denkens im Sinne eines spirituellen Neuanfangs ist die Absicht, sich mit diesen Widersprüchen auch zu konfrontieren. Zugleich ist das Esoterische immer auch mögliches Opfer der oben genannten intrinsisch- existentiellen Fallenstellungen: Die Sucht nach einer exklusiven Perspektive, die die Sterblichkeit, die Relativität der Standpunkte, die Widersprüche leugnet: Die Sucht nach Bedeutung, Eindeutigkeit, Unhinterfragbarkeit. Esoterik bedeutet in den meisten Fällen nichts als eine freiwillige geistige Selbstverstümmelung, um der schmerzhaften rastlosen Umkreisung der Natalität wie der Mortalität zu entgehen. Das aber verbaut die Perspektive statt sie zu erweitern. Die
„reinigende und stärkende Übungspraxis (tapas), die Selbsterforschung (svadhyaya) und die Hingabe an die Quelle unseres Seins (Ishvarah-pranidhana)“ (Ralph Skuban) gelingt eben nur, wenn schmerzhafte Prozesse der Selbsterkenntnis nicht umgangen werden, sondern implementiert sind und bleiben; der Zweifel (vor allem der Selbstzweifel) ist ein stetiger, notwendiger Begleiter. Wer es nicht aushält, fällt zurück in simple Glaubenssätze, Dogmen, Scheinperspektiven, die schlimmer sein können als die scheinbar naive Alltagssicht.
Den naiven Realismus der kruden Anthroposophie- Anhänger hat Georg Kühlewind schon vor 30 Jahren in „Vom Umgang mit der Anthroposophie“ gegeisselt: Die Krankheit, anthroposophische „Informationen“ - reines Wissen - als Glaubenssätze aufzufassen und durch Kombination und pseudo- meditative Assoziationen zu speichern und auszubauen: „Durch die Mitteilungen der geisteswissenschaftlichen Forschung ist heute ein Wissen ohne Können entstanden..“ Denn in „Wahrheit gibt es keine esoterischen Inhalte (= Informationen), es kann nur esoterische Fähigkeiten geben.“ Das „Einverleiben“ von Bits der (so oder so vorgestellten) „geistigen Welt“ führt zu nichts als „Bewusstsseinsschädigungen“ im Sinne der oben beschriebenen Verengung der Perspektive- das sektiererische Fahrwasser reißt einen mit sich, das Kühlewind das „Geknechtetwerden durch „Ideen“" nennt, wobei er darunter das Akzeptieren von Ideen als gegebene „Wahrheiten“ versteht, ohne sie selbst zu verstehen und zu erleben.
Gerne wuchert unter diesem Primat der geistlosen Naivität auch die „sentimentale Schwärmerei“- gerne in Gruppierungen, Horden, Facebook- Likes. Ein weiteres, geradezu ansteckendes Element der anthroposophischen Degeneration sieht Kühlewind in der „okkulten Versuchung“, über „Nicht- Erfahrenes zu sprechen“, wobei es nicht nur um okkultes Geschwätz geht, sondern um mittels Scheinwissen und Spekulation „Ansehen, Position, Macht oder Lebensunterhalt“ zu gewinnen. Das Resultat ist die verbreitete Überheblichkeit, die eine scheinbare Sicherheit im spekulativen Nichts gewährt- eine Haltung der okkulten Besserwisserei oder - nach Kühlewind- „eine Art von geistigem Parasitismus.“ Alles das überspringt die inneren existentiellen Fragestellungen und Widersprüche und ruht, sein Ich wohlig auf dem Arm schaukelnd: „Man ist nicht wichtig, zugegeben; aber nichts ist wichtiger als man.“ (Blumenberg)