In den Schweizer Landesnachrichten der Anthroposophischen Gesellschaft -Schweizer Mitteilungen, IX – 2014- beginnt die Seligsprechung Sergej Prokofieffs, des jüngst verstorbenen Ex- Vorsitzenden. Der Widmung selbst - in elegischen Beiträgen seiner Freunde- geht ein Vortrag Prokofieffs voran, der sich dem Thema Michaeli widmet. Man liest es dann wirklich noch einmal nach. Und es ist, tut mir leid, dies zu sagen- ein Aufgießen anthroposophischer Vokabeln und Standards, meist belegt mit Zitaten des Meisters. "Daher ist auch das zukünftige Michael-Fest mit dem Wesen des Mutes verbunden, der vor allem notwendig ist, wenn man ein echter Nachfolger Michaels sein will. Denn eigentlich liegt das dem heutigen Menschen nicht." Man würde sagen, dass Prokofieff den Standpunkt Steiners von 1920 einfach kopiert, aber dann auf die heutige Zeit projiziert. Man kann der Menschheit wirklich nicht Mut absprechen, angesichts der furchtbaren Katastrophen des letzten Jahrhunderts, der endlosen politischen, wirtschaftlichen und moralischen Crashs. Herr Prokofieff tut das. Ich möchte eigentlich gar nicht glauben, dass Herr Prokofieff die gesamte Menschheit und ihre innere Entwicklung beurteilen kann. Was den Mut betrifft, kommt dann bei Prokofieff nichts Konkretes, außer weitere Verbindungen zu Bedeutungsclustern, die ziemlich vorhersagbar sind:
"Von der Ebene der Michael-Schule auf der Erde aus gesprochen heisst das: Wird diese Schule imstande sein, ein Gegenbild, eine Gegenkraft wider die schon überall um uns herum so mächtig wirkenden Versuchungen und Einflüsse der unterirdischen Ahriman Schule zu sein?“ Das ist natürlich ein wenig wie aus dem Kindergarten, vor allem, weil es diese Schule gar nicht gibt. Sie wäre ansonsten sicher ein mitten in der Gesellschaft stehender universeller Jungbrunnen, ein zentrales kulturelles Ereignis in dauerhafter Inspiration. Ich habe eine solche Schule nicht entdeckt. Dieses selbstverliebt Chimärenhafte durchzieht den Text, wie eine abstrakte Wirklichkeit mit von Steiner geliehenen Begriffen, die sich selbst feiert. Prokofieff stösst nicht nur nicht an der Wirklichkeit an, es macht nicht einmal den Versuch dazu. Es ist eine Art Steinerscher Liturgie, mit Gesang und in voller Länge.
Die spezielle Profieffsche Liturgie folgt eher einer Klage über die Weltlage, unterlegt von der hoch emotionalen Frage nach der Treue der Gefolgschaft (Seid Ihr wahre Michaeliten?): "Und jetzt kann man sich fragen: Wie steht es heute mit dieser seelischen Eigenschaft bei den Anthroposophen? Besitzen sie wahren michaelischen Mut und haben sie ihn zu ihrer wichtigsten Tugend gemacht? Oder handeln sie zunehmend nur dem entsprechend, was ihnen aus der Aussenwelt als ahrimanische Verführung aufgedrängt wird?“ Es ist natürlich eine nicht allzu optimistische Weltsicht, die Prokofieff da anstimmt, das Individuum umzingelt von Verführung und Versagen. Man möchte denken, er würde für Mutter Kirche und den Rosenkranz werben.
Danach also die Gesänge, kurz unterbrochen von biografischen Folgen mit Fotos und Gedichten. Peter Selg ist es dann, der den sakralen Teil mit "Sergej O. Prokofieff und das Michael-Mysterium“ einleitet. Herr Selg legt kurz und prägnant den Inhalt eines nachgelassenen Buchs Prokofieffs dar: "Das Buch umfasst über 270 Seiten und besteht aus vier Hauptkapiteln («Rudolf Steiner und seine Beziehung zu Michael» / «Das Wesen des Michael-Mysteriums» / «Die Michael-Imagination als Offenbarung des Michael-Mysteriums» / «Die Michael-Imagination in Eurythmie und ihre esoterischen Hintergründe») und einem Epilog: «Michael und die Michaeliten».“ Das klingt sehr, sehr michaelisch.
Auch bei den noch folgenden Beiträgen und Huldigungen wird so geschrieben, als habe Prokofieff einen irgendwie geheimen, aber doch fest stehenden Schlüssel in der Hand gehabt, um sein eigenes Rätsel, die Aufgaben der Anthroposophischen Gesellschaft und die der Menschheit unisono zu lösen. Diese (scheinbar festgelegte) Aufgabe wird von Prokofieff selbst irgendwie benannt, aber doch nie näher beschrieben, so dass seine Textfassung einer huldvollen vagen Zuschreibung gleicht, aber in pompöses Vokabular eingefügt: "Denn das Wissen darum, dass eine ganze Reihe von Engeln, Erzengeln und sogar Archai in der geistigen Welt auf freie Zusammenarbeit mit Menschen wartet, eine Gruppe von Wesenheiten, die – wie wir – tief verbunden sind mit dem himmlischen Strom Michaels und die für uns daher nicht fremde oder unbekannte Wesen sind, sondern die Geister der höheren Hierarchien, mit welchen wir durch ein himmlisches michaelisches Karma schon lange verbunden sind, kann uns mit jenen geistigen Kräften erfüllen, die wir brauchen, wenn wir in Freiheit fähig sein sollen, dieses Karma schon auf der Erde weiterhin zu gestalten und dadurch das beabsichtigte esoterische Ziel der Anthroposophischen Gesellschaft zu verwirklichen.“ Das Wesentliche ist offenbar die Emotion, dass wir (wer immer sich dazu rechnen mag) mit dem „Strom“ und dem „Ziel“ verbunden seien- ein Versprechen, eine Aussicht, vielleicht auch eine Anmaßung. Aufgrund dieser Vagheit und der pompösen Selbstzuschreibung bleibt es für den Betrachter doch sehr fraglich, ob Prokofieff denn nun tatsächlich einer war, dem das «Verbinden von Intelligenz mit Spiritualität» , wie behauptet, in vollendeter Weise gelungen sei.
"Von der Ebene der Michael-Schule auf der Erde aus gesprochen heisst das: Wird diese Schule imstande sein, ein Gegenbild, eine Gegenkraft wider die schon überall um uns herum so mächtig wirkenden Versuchungen und Einflüsse der unterirdischen Ahriman Schule zu sein?“ Das ist natürlich ein wenig wie aus dem Kindergarten, vor allem, weil es diese Schule gar nicht gibt. Sie wäre ansonsten sicher ein mitten in der Gesellschaft stehender universeller Jungbrunnen, ein zentrales kulturelles Ereignis in dauerhafter Inspiration. Ich habe eine solche Schule nicht entdeckt. Dieses selbstverliebt Chimärenhafte durchzieht den Text, wie eine abstrakte Wirklichkeit mit von Steiner geliehenen Begriffen, die sich selbst feiert. Prokofieff stösst nicht nur nicht an der Wirklichkeit an, es macht nicht einmal den Versuch dazu. Es ist eine Art Steinerscher Liturgie, mit Gesang und in voller Länge.
Die spezielle Profieffsche Liturgie folgt eher einer Klage über die Weltlage, unterlegt von der hoch emotionalen Frage nach der Treue der Gefolgschaft (Seid Ihr wahre Michaeliten?): "Und jetzt kann man sich fragen: Wie steht es heute mit dieser seelischen Eigenschaft bei den Anthroposophen? Besitzen sie wahren michaelischen Mut und haben sie ihn zu ihrer wichtigsten Tugend gemacht? Oder handeln sie zunehmend nur dem entsprechend, was ihnen aus der Aussenwelt als ahrimanische Verführung aufgedrängt wird?“ Es ist natürlich eine nicht allzu optimistische Weltsicht, die Prokofieff da anstimmt, das Individuum umzingelt von Verführung und Versagen. Man möchte denken, er würde für Mutter Kirche und den Rosenkranz werben.
Danach also die Gesänge, kurz unterbrochen von biografischen Folgen mit Fotos und Gedichten. Peter Selg ist es dann, der den sakralen Teil mit "Sergej O. Prokofieff und das Michael-Mysterium“ einleitet. Herr Selg legt kurz und prägnant den Inhalt eines nachgelassenen Buchs Prokofieffs dar: "Das Buch umfasst über 270 Seiten und besteht aus vier Hauptkapiteln («Rudolf Steiner und seine Beziehung zu Michael» / «Das Wesen des Michael-Mysteriums» / «Die Michael-Imagination als Offenbarung des Michael-Mysteriums» / «Die Michael-Imagination in Eurythmie und ihre esoterischen Hintergründe») und einem Epilog: «Michael und die Michaeliten».“ Das klingt sehr, sehr michaelisch.
Auch bei den noch folgenden Beiträgen und Huldigungen wird so geschrieben, als habe Prokofieff einen irgendwie geheimen, aber doch fest stehenden Schlüssel in der Hand gehabt, um sein eigenes Rätsel, die Aufgaben der Anthroposophischen Gesellschaft und die der Menschheit unisono zu lösen. Diese (scheinbar festgelegte) Aufgabe wird von Prokofieff selbst irgendwie benannt, aber doch nie näher beschrieben, so dass seine Textfassung einer huldvollen vagen Zuschreibung gleicht, aber in pompöses Vokabular eingefügt: "Denn das Wissen darum, dass eine ganze Reihe von Engeln, Erzengeln und sogar Archai in der geistigen Welt auf freie Zusammenarbeit mit Menschen wartet, eine Gruppe von Wesenheiten, die – wie wir – tief verbunden sind mit dem himmlischen Strom Michaels und die für uns daher nicht fremde oder unbekannte Wesen sind, sondern die Geister der höheren Hierarchien, mit welchen wir durch ein himmlisches michaelisches Karma schon lange verbunden sind, kann uns mit jenen geistigen Kräften erfüllen, die wir brauchen, wenn wir in Freiheit fähig sein sollen, dieses Karma schon auf der Erde weiterhin zu gestalten und dadurch das beabsichtigte esoterische Ziel der Anthroposophischen Gesellschaft zu verwirklichen.“ Das Wesentliche ist offenbar die Emotion, dass wir (wer immer sich dazu rechnen mag) mit dem „Strom“ und dem „Ziel“ verbunden seien- ein Versprechen, eine Aussicht, vielleicht auch eine Anmaßung. Aufgrund dieser Vagheit und der pompösen Selbstzuschreibung bleibt es für den Betrachter doch sehr fraglich, ob Prokofieff denn nun tatsächlich einer war, dem das «Verbinden von Intelligenz mit Spiritualität» , wie behauptet, in vollendeter Weise gelungen sei.