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Kurz zum Text: Dies sei - so in etwa das Entree- die kritischste Stellungnahme eines Insiders am Waldorf- System überhaupt, heißt es. Der Autor, Grégoire Perra, ist nicht irgendwer, sondern selbst Waldorfschüler gewesen, zudem "a former teacher at that school who received "teacher training" at the Rudolf Steiner Institute of Chatou (as it were, the IUFM Steiner-Waldorf schools in France); and as a former member of the Anthroposophical Society who, for years, worked closely with the Steering Committee. From 1979 to 1989, I was a student of Steiner-school Waldorf Verrières-le-Buisson and Chatou, near Paris." Sein Resümee schickt er vorweg. Es lautet etwa so, dass ein verrückter Steiner verrückte Sachen geschrieben hat, die in verrückte Institutionen umgesetzt worden sind.
So weit, so schlicht. Aber Herr Perra ist noch nicht mit seiner Selbstdarstellung fertig. Er will uns noch klar machen, dass er sogar Mitarbeiter eines heutigen Vorstandsmitglieds und selbst Klassen- Mitglied, also in die Walhalla der Anthroposophen eingeweiht war: "I was an important member of the Anthroposophical Society, giving lectures, leading working groups, illustrating and writing articles in various journals, and co-authoring a book published by one of their in-house presses. [4] I occasionally had the "privilege" to meet with a member of the Steering Committee of the central Anthroposophical Society, which is headquartered near Basel, in Switzerland. Within the Anthroposophical Society, I was a member of the School of Spiritual Science — that is to say, I was included in the special category of Anthropsophists having access to higher occult truths that are withheld from regular members of the Anthroposophical Society. I participated in esoteric lessons, which is to say I participated in the secret cult of the School of Spiritual Science."
Huibui! Aber Herr Perra ist durch eine glückliche Fügung doch noch Herr seiner Sinne geworden, und er hat erkannt, dass er zeit seines Lebens von Anthroposophen indoktriniert worden ist: "the logical result of the indoctrination I had suffered".
Es handelt sich laut Perra deshalb um eine so perfide Form von Indoktrination, weil man von ihr nicht das Geringste mitbekommt. Man meint sogar - etwa als Waldorfstudent -, dass man tun und lassen könne, was man möchte. Weit gefehlt. Als man ihm im Seminar z.B. bildlich vors innere Auge stellte, einen Adler mit dem menschlichen Kopf zu assoziieren, hat Herr Perra das sofort als Denkbefehl aufgefasst und seither jeden Adler als fliegenden Kopf aufgefasst. Nicht nur die geliebten Grimms Märchen, sondern selbst die Französische Revolution wurde ihm mit merkwürdigen Zuschreibungen (z.B. was die Herren Luzifer & Ahriman betrifft) ans Hirn getackert: "Thus, the French Revolution was to be taught in terms of the polarity between Danton and Robespierre, one being the representative of Luciferic forces (Danton), the other representing Ahrimanic forces (Robespierre)." Das Alles war nicht leicht zu ertragen. Natürlich hat Herr Perra die getroffen, die so dachten wie "For them, Anthroposophy represents the truth". Warum nur, wenn er das so sah, machte er dann den ganzen Zirkus mit?: durch die Zweige in Kreise, in die Klasse, und wenn möglich zu den Mysterienspielen, und natürlich Treffen mit den wichtigen Leuten. Er hat es lange ertragen.
Weiterhin gibt er sich voll Ekel den Schilderungen der Verehrung Michaels in den Anthroposophischen Kreisen hin. Das ist für ihn offenbar so etwas wie eine gnostische Inszenierung. Was es möglicherweise an mancher Stelle ja auch sein kann. Aber was ist daran skandalös, handelt es sich doch um vollkommen intellektuelle, keinesfalls bacchantische Feierlichkeiten? Perra regt sich jedenfalls auf. Als er dann aber alle möglichen Kindergebete aufführt, deren Einflüssen er sich nicht habe entziehen können, wird die Sache lang und gemüsig. Breiartiges, aber intentionales Aufführen im vergeblichen Versuch, etwas zu finden, womit man skandalisieren könnte; hat man je ein so offensichtliches Beispiel von plumper Propaganda gesehen? Ja, hat man. Daher bitte ich die geneigten Leser, diese "kritischste" aller Waldorf- Kritiken, die leider erstickt an purer Langweiligkeit, bei Interesse selbst zu Ende zu lesen.