Steinergläubigkeit vs. Vertrauen in anthroposophische Texte
Christian Clement
Christian Clement
Jemand schrieb hier: "Ich glaube nicht, dass man 'Steinergläubigkeit' ausrotten oder abschaffen kann oder sollte!" [...] "Und auch heute halte ich eine gewisse 'Steinergläubigkeit' (im Sinne eines Vertrauens) als Ausgangspunkt für legitim -" Da diese Bemerkung mit Blick auf mein wiederholtes Aufwerfen des Themas "Steinergläubigkeit" auf diesem blog geschrieben wurde, darf ich hier vielleicht meine Gedanken dazu zusammenfassen.
Ich hoffe, dass aus meinen bisherigen Äußerungen hier wie auch aus meinen veröffentlichten Texten deutlich hervorgeht, dass ich keine Feld- oder Kreuzzüge zu führen beabsichtige. Auch nicht gegen die "Steinergläubigkeit". Wenn jemand Anthroposophie zu seiner persönlichen Religion machen will, dann hat er dazu das gleiche Recht wie ein Katholik oder ein Mormone oder ein Scientologe. Ich will nichts "ausrotten" oder "abschaffen".
Wogegen ich mich wende ist die Tatsache, dass meine Arbeit mit der SKA vielfach von Anthroposophen in Frage gestellt wird, die sich aufgrund ihrer anthroposophischen Ausrichtung für kritische freie Denker halten (immerhin hat Steiner eine "Philosophie der Freiheit" geschrieben), in Wirklichkeit aber Steiner und der Anthroposophie eben nicht so frei gegenüberstehen, wie sie meinen - und wie es der Freiheitsphilosophie Steiners oder auch nur den allgemeinen Anforderungen an ein kritisches Denken gemäß wäre. Diese lautstarken Gegner der SKA (wie gesagt, ich rede jetzt nicht von berechtigter und sachgemäßer Kritik, die dem kritischen Denker immer willkommen ist, selbst wenn sie das Ego schmerzt) diese Gegner ziehen aus der Tatsache, dass sie ohne große Verständnisprobleme einen populärwissenschaftlichen Schmöcker wie die "Philosophie der Freiheit" lesen können den Schluss, sie stünden dadurch selbst auf der philosophischen Höhe des Verfassers, ja über der Philosophie selbst und könnten jetzt über alles und jeden im Bereich des philosophischen Denkens urteilen. Und von dieser vermeintlichen "Höhe", die aber in Wirklichkeit nur die Maske intellektueller Flachheit und tiefer Verunsicherung über die geahnte aber nicht eingestandene Unwissenheit und Steinerabhängigkeit bei ihnen selbst ist, urteilen Sie auch über die SKA. Nicht etwa über dieses oder jenes Argument, über diese oder jene Einzeldeutung: Nein, so tief lassen sie sich nicht herab vom Olymp ihrer durch die Fähigkeit des Steinerzitierens erlangten Superiorität. Sie urteilen über die prinzipielle Idee einer kritischen Edition, eines kritischen Herangehens an Steiner, darüber, was die Philosophie, die Wissenschaft, die Philologie vermag und nicht vermag.
Dagegen wende ich mich. Ich will keinem seine Steinergläubigkeit nehmen, wie ich auch keinem seinen Osho, seinen Joseph Smith oder seinen Ron Hubbart nehmen will; aber ich verwehre mich dagegen, wenn Steinergläubige ihre geistige Abhängigkeit und Unselbständigkeit als Superiorität verkaufen wollen und von dieser eingebildeten Höhe aus diejenigen anbellen und vor dem anthroposophischen Publikum verleumden, die wirklich einmal versuchen, sich Steiner gegenüber so zu stellen, wie es eines freien Geistes würdig und angemessen ist.
Und auch unabhängig von der SKA, einfach im Sinne der Selbsterkenntnis, täte es vielen Anthroposophen sicher gut, sich einmal diese Frage zu stellen: inwiefern sie Steiner wirklich so gegenüberstehen, wie es vom anthroposophischen Menschenbild her angemessen wäre, oder inwiefern sie Steinergläubige sind. Wie viele sehen hier nur den Splitter im Auge des Nichtanthroposophen, des Akademikers oder des Wissenschaftlers, ohne den Balken im eigenen Auge auch nur zu bemerken?
Etwas anderes als "Steinergläubigkeit" ist das "Vertrauen" gegenüber Steiner und seinen Texten, von dem das obige Zitat spricht. Das hat sicherlich seinen Ort und seine Berechtigung. Aber meiner Meinung nach nur da, wo man mit Steiners Texten meditativ und zu Zwecken der Erkenntnisschulung umgeht. Das scheint mir auch Steiners Verständnis gewesen zu sein. Man kann nicht "den ganzen Tag Hellseher sein", sondern nur in bestimmten Momenten, sagt er ja. Ebenso ist es wohl in seinem Sinne, den Steinerschen Texten nur in den Momenten kritiklos gegenüberzustehen, in denen man sich meditativ in sie vertieft, nicht aber "den ganzen Tag". Als bewusst geübter und künstlich hergestellter Ausnahmezustand hat das Vertrauen und die Hingabe an anthroposophische Texte seinen Ort; wie auch die Hingabe an andere religiöse Texte oder Werke der Kunst, aber solch reflektiertes methodisch-dosiertes Vertrauen ist grundlegend verschieden von unreflektierter únd pauschaler "Steinergläubigkeit".
Ich hoffe, dass aus meinen bisherigen Äußerungen hier wie auch aus meinen veröffentlichten Texten deutlich hervorgeht, dass ich keine Feld- oder Kreuzzüge zu führen beabsichtige. Auch nicht gegen die "Steinergläubigkeit". Wenn jemand Anthroposophie zu seiner persönlichen Religion machen will, dann hat er dazu das gleiche Recht wie ein Katholik oder ein Mormone oder ein Scientologe. Ich will nichts "ausrotten" oder "abschaffen".
Wogegen ich mich wende ist die Tatsache, dass meine Arbeit mit der SKA vielfach von Anthroposophen in Frage gestellt wird, die sich aufgrund ihrer anthroposophischen Ausrichtung für kritische freie Denker halten (immerhin hat Steiner eine "Philosophie der Freiheit" geschrieben), in Wirklichkeit aber Steiner und der Anthroposophie eben nicht so frei gegenüberstehen, wie sie meinen - und wie es der Freiheitsphilosophie Steiners oder auch nur den allgemeinen Anforderungen an ein kritisches Denken gemäß wäre. Diese lautstarken Gegner der SKA (wie gesagt, ich rede jetzt nicht von berechtigter und sachgemäßer Kritik, die dem kritischen Denker immer willkommen ist, selbst wenn sie das Ego schmerzt) diese Gegner ziehen aus der Tatsache, dass sie ohne große Verständnisprobleme einen populärwissenschaftlichen Schmöcker wie die "Philosophie der Freiheit" lesen können den Schluss, sie stünden dadurch selbst auf der philosophischen Höhe des Verfassers, ja über der Philosophie selbst und könnten jetzt über alles und jeden im Bereich des philosophischen Denkens urteilen. Und von dieser vermeintlichen "Höhe", die aber in Wirklichkeit nur die Maske intellektueller Flachheit und tiefer Verunsicherung über die geahnte aber nicht eingestandene Unwissenheit und Steinerabhängigkeit bei ihnen selbst ist, urteilen Sie auch über die SKA. Nicht etwa über dieses oder jenes Argument, über diese oder jene Einzeldeutung: Nein, so tief lassen sie sich nicht herab vom Olymp ihrer durch die Fähigkeit des Steinerzitierens erlangten Superiorität. Sie urteilen über die prinzipielle Idee einer kritischen Edition, eines kritischen Herangehens an Steiner, darüber, was die Philosophie, die Wissenschaft, die Philologie vermag und nicht vermag.
Dagegen wende ich mich. Ich will keinem seine Steinergläubigkeit nehmen, wie ich auch keinem seinen Osho, seinen Joseph Smith oder seinen Ron Hubbart nehmen will; aber ich verwehre mich dagegen, wenn Steinergläubige ihre geistige Abhängigkeit und Unselbständigkeit als Superiorität verkaufen wollen und von dieser eingebildeten Höhe aus diejenigen anbellen und vor dem anthroposophischen Publikum verleumden, die wirklich einmal versuchen, sich Steiner gegenüber so zu stellen, wie es eines freien Geistes würdig und angemessen ist.
Und auch unabhängig von der SKA, einfach im Sinne der Selbsterkenntnis, täte es vielen Anthroposophen sicher gut, sich einmal diese Frage zu stellen: inwiefern sie Steiner wirklich so gegenüberstehen, wie es vom anthroposophischen Menschenbild her angemessen wäre, oder inwiefern sie Steinergläubige sind. Wie viele sehen hier nur den Splitter im Auge des Nichtanthroposophen, des Akademikers oder des Wissenschaftlers, ohne den Balken im eigenen Auge auch nur zu bemerken?
Etwas anderes als "Steinergläubigkeit" ist das "Vertrauen" gegenüber Steiner und seinen Texten, von dem das obige Zitat spricht. Das hat sicherlich seinen Ort und seine Berechtigung. Aber meiner Meinung nach nur da, wo man mit Steiners Texten meditativ und zu Zwecken der Erkenntnisschulung umgeht. Das scheint mir auch Steiners Verständnis gewesen zu sein. Man kann nicht "den ganzen Tag Hellseher sein", sondern nur in bestimmten Momenten, sagt er ja. Ebenso ist es wohl in seinem Sinne, den Steinerschen Texten nur in den Momenten kritiklos gegenüberzustehen, in denen man sich meditativ in sie vertieft, nicht aber "den ganzen Tag". Als bewusst geübter und künstlich hergestellter Ausnahmezustand hat das Vertrauen und die Hingabe an anthroposophische Texte seinen Ort; wie auch die Hingabe an andere religiöse Texte oder Werke der Kunst, aber solch reflektiertes methodisch-dosiertes Vertrauen ist grundlegend verschieden von unreflektierter únd pauschaler "Steinergläubigkeit".