Der folgende offene Brief richtet sich an alle an Rudolf Steiner und seinem Werk interessierten Menschen. Für die öffentliche Diskussion über die Frage einer Gesellschafts-Gründung wurde auch ein eigener Blog eingerichtet:
http://steinergesellschaft.blogspot.com/
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Was ist erquicklicher als das Licht? –
Das Gespräch!
Provo, 11.9.2015
Liebe Freunde der akademischen Steiner-Forschung,
Als Herausgeber der seit 2013 bei frommann-holzboog herauskommenden Kritischen Steiner-Ausgabe (SKA) gehe ich seit einiger Zeit mit der Frage um, ob vielleicht die Zeit dafür reif ist – nachdem ja nun Ende dieses Jahres die ersten drei Bände der SKA vorliegen werden und die erste Phase dieses Projekts in 3-4 Jahren abgeschlossen sein dürfte – an die Gründung einer wie auch immer gearteten Assoziation bzw. Organisation für die akademische Steiner-Forschung zu denken.
Ist es an der Zeit, über eine »Rudolf-Steiner-Gesellschaft« (oder auch eine andere akademische Assoziationsform) nachzudenken, die das Ziel hätte, all jenen ein Forum zu geben, die sich mit Steiner und seinem philosophischen, theosophischen, anthroposophischen und künstlerischen Werk beschäftigen und dabei die Früchte ihrer Arbeit in einer Form darzustellen und mitzuteilen bereit sind, die anschlussfähig ist an den allgemeinen akademischen Diskurs?
Gäbe es genug Interesse und genug guten Willen, eine unabhängige und wissenschaftlich ausgerichtete, nicht von der Anthroposophischen Gesellschaft und ihren Institutionen getragene Organisation ins Leben zu rufen, in der Vertreter der verschiedenen Strömungen innerhalb der Anthroposophie, die Freunde und die Kritiker Rudolf Steiners, unabhängige Esoterik-Forscher und alle möglichen sonstigen Facetten des Spektrums zu einem fruchtbaren Dialog zusammenkommen könnten – verbunden allein durch das gemeinsame Interesse an einem vertieften Verständnis des Phänomens Steiner und durch die Verpflichtung, sich im gegenseitigen Umgang an die Regeln eines respektvollen, offenen und kritischen wissenschaftlichen Diskurses zu halten?
Ziel einer solchen Assoziation von Steiner-Forschern wäre dann natürlich auch die Schaffung und Pflege eines entsprechenden Organs, eines »Rudolf-Steiner-Jahrbuchs« oder einer Reihe von »Steineriana«, in dem – nach den Regeln akademischen Diskurses und peer reviewed - die Vertreter der verschiedenen Richtungen innerhalb dieses kleinen aber doch recht diversen Forschungszweiges miteinander und mit den Vertretern anderer wissenschaftlicher Disziplinen kommunizieren könnten.
Ich wende mich mit diesem offenen Brief an alle an Rudolf Steiner und seinem Werk interessierten Menschen, mir ihre Gedanken, Anregungen, Bedenken und Einwände darüber mitzuteilen – und diese vielleicht auch in ihren jeweiligen Foren weiterzugeben und zu diskutieren. Falls genügend Interesse und Bereitschaft besteht, wäre ich gern bereit, entsprechende Schritte in diese Richtung zu unternehmen bzw. zu koordinieren.
Dr. Christian Clement
Associate Professor, Brigham Young University