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Frommann-holzboog trennt sich von Christian Clement

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[Für oberflächliche Leser oder Wunschdenker: Der folgende Text war ein Aprilscherz!]


dpa. Der renommierte Stuttgarter Wissenschaftsverlag, in welchem seit 2013 die erste textkritische Ausgabe der Schriften des Anthroposophiegründers Rudolf Steiner vertrieben wird, hat überraschend angekündigt, die Zusammenarbeit mit dem Herausgeber Christian Clement zu beenden. „Es war von Anfang an ein Wagnis“, ließ Verlagsleiter Herbert Holzboog verlauten, „und jetzt sind wir zu dem Schluß gekommen, dass sich die kontroverse Editionsmethode Clements mit dem seriösen Anspruch unseres Hauses nicht länger vereinbaren lässt.“

Schon lange hatte es von Seiten anthroposophischer Kommentatoren Kritik am wissenschaftlichen Charakter von Clements Ausgabe gegeben. Irene Diet, Pietro Archiati, Thomas Mayer und andere hochrangige Vertreter der Anthroposophie hatten wiederholt darauf hingewiesen, dass die Arbeit Clements nicht nur anthroposophischerseits völlig untragbar sei, sondern auch den Anforderungen gewöhnlichen wissenschaftlichen Arbeitens in keiner Weise genüge. Der Verlag hatte aber trotz dieser Reaktionen an Clement festgehalten und die kontroverse Debatte um dessen Arbeit als Symptom rein inneranthroposophischer Konflikte eingeschätzt.

Nachdem aber jetzt auch der international anerkannte Anthroposophie-Experte Helmut Zander sowie weitere angesehene Steiner-forscher wie Peter Staudenmaier, Hartmut Traub und Ansgar Martins dem Verlag gegenüber bescheinigten, dass Clement wissenschaftlich völlig inkompetent sei, entschloss sich der Verlag, das ambitionierte Editionsprojekt nach dem 3. Band einem anderen Herausgeber zu übertragen.

In der Begründung strich die Verlagsleitung heraus, dass Clement sich vor allem durch sein stures Beharren darauf, dass man Anthroposophie nicht in einem naiven Sinne als Jenseitsschilderung verstehen könne, sondern als eine Fortbildung idealistischer Bewusstseinsphilosophie in der Tradition des deutschen Idealismus anzusehen habe, sowohl bei Anthroposophen wie auch bei wissenschaftlichen Kritikern der Anthroposophie unmöglich gemacht hat. „Steiner glaubte an Geister und an jenseitige Welten, so wie Sie und ich an Tische und Stühle. Das ist einfach so“, kommentiert jüngst Peter Staudenmaier, „wer das nicht anerkennt, kann nicht beanspruchen, ernsthafte und kritische Steinerforschung zu betreiben.“ Auch der weithin bekannte Anthroposoph Holger Niederhausen stimmte in die Kritik mit ein: "Was Steiner sagt, das ist so."

Der Verlag will bis Ende April entscheiden, wer als Nachfolger Clements in Frage kommt. Neben Helmut Zander und Pietro Archiati, die bereits ihre Bereitschaft bekundet haben, sind auch der Enthüllungsanthroposoph Willy Lochmann und der Steiner-Experte Andreas Lichte im Gespräch.

(Quelle: Der Europäer, Jg. 19/4, 1. April 2015)

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