Georg Kühlewinds grundlegendes, aber nach meiner Erkenntnis wenig beachtetes Büchlein „Vom Umgang mit der Anthroposophie“ teilt sich in eine erste, frei formulierte Hälfte- und in einen zweiten Teil, der aus passend zum Thema ausgewählten Zitaten Rudolf Steiners besteht. Diese behandeln z.B. den bildhaft- symbolischen Charakter der anthroposophischen Mitteilungen, die Hinweise geben, aber nicht blind als Vorstellungen einer separaten „geistigen Welt“ aufgefasst werden sollten.
Im ersten Teil des Buches bemüht sich Kühlewind um eine Positionsbestimmung, was anthroposophisches Arbeiten betrifft- auch um eine Charakterisierung der bedenklichen Abwege, die er selbst (1991) konstatiert hatte- er spricht von einer „Korruption der Lehre“, und von einer „Knechtschaft“, die insbesondere dann eintreten könne, wenn anthroposophische Texte wie eine „Zahncremetube“ aufgenommen würden, aus der durch leichten Druck der „Inhalt“ heraus fliesst- oder, wenn statt einer disziplinierten Schulung des „erkennende(n) Fühlen(s)“ (..) Sentimentalität, oder „sentimentale Schwärmerei“ ausgebildet werde. Das „Geknechtetwerden“ entstehe durch (anthroposophische) „Ideen“, die man als „Wahrheit akzeptiert, ohne sie zu verstehen, ohne sie zu erleben, d.h. ohne sie zu verstehen, zu verwirklichen“. Eine Steigerung dieser Problematik sei die „okkulte Versuchung, über Nicht- Erfahrenes zu sprechen“. Dies sei der Fall in einen „egoistischen Gebrauch der Geisteswissenschaft“, um durch das angemaßte „Wissen“ „Ansehen, Position, Macht oder Lebensunterhalt“ zu erlangen. Es entsteht die so häufig zu beobachtende Unsitte, spekulativ und rhetorisch zu „bluffen“- „eine Art von geistigem Parasitismus“. Dagegen würden die, die tatsächlich etwas Eigenes und Neues, methodisch Sauberes präsentieren wollten, aufgehalten: Sie würden verdächtigt, „die Lehre zu verfälschen“.
Kühlewind verstand Anthroposophie als lesende, prozessuale Tätigkeit:
„Die Geisteswissenschaft ist gerade auf jenes Gebiet, auf jene Prozesse gerichtet, aus denen die anderen Wissenschaften ihren Inhalt beziehen, aus dem das Weltbild des Alltagsbewusstseins, dessen Ebene dieselbe wie der Wissenschaft ist, aufgebaut ist. Ihre Welt ist die Welt des Erkennens und des Erkennenden, nicht die des Erkannten im gewöhnlichen Sinne. Ihre unterste Ebene ist die, auf der der Sinn eines Satzes zu finden ist, und von da erstreckt sie sich aufwärts zu noch höheren Ebenen des Bewusstseins. Daher ist sie nicht auf der informativen Ebene zu betreiben und zu verstehen. Sie erfordert ständig ein Sich- Erheben von dieser auf eine höhere: Sie ist im eminentesten Sinne eine lesende Wissenschaft. Die Gedanken und Bilder, durch die sie mitgeteilt wird, bilden die Ausgangspunkte zu einem höheren Sinn, wie Buchstaben und Worte Ausgangspunkte sind, den Sinn des Satzes zu erreichen. Diese Art von Lesen, in dem Gedanken, Bilder oder Wahrnehmungen die Elemente sind, wird Meditieren genannt."
Im ersten Teil des Buches bemüht sich Kühlewind um eine Positionsbestimmung, was anthroposophisches Arbeiten betrifft- auch um eine Charakterisierung der bedenklichen Abwege, die er selbst (1991) konstatiert hatte- er spricht von einer „Korruption der Lehre“, und von einer „Knechtschaft“, die insbesondere dann eintreten könne, wenn anthroposophische Texte wie eine „Zahncremetube“ aufgenommen würden, aus der durch leichten Druck der „Inhalt“ heraus fliesst- oder, wenn statt einer disziplinierten Schulung des „erkennende(n) Fühlen(s)“ (..) Sentimentalität, oder „sentimentale Schwärmerei“ ausgebildet werde. Das „Geknechtetwerden“ entstehe durch (anthroposophische) „Ideen“, die man als „Wahrheit akzeptiert, ohne sie zu verstehen, ohne sie zu erleben, d.h. ohne sie zu verstehen, zu verwirklichen“. Eine Steigerung dieser Problematik sei die „okkulte Versuchung, über Nicht- Erfahrenes zu sprechen“. Dies sei der Fall in einen „egoistischen Gebrauch der Geisteswissenschaft“, um durch das angemaßte „Wissen“ „Ansehen, Position, Macht oder Lebensunterhalt“ zu erlangen. Es entsteht die so häufig zu beobachtende Unsitte, spekulativ und rhetorisch zu „bluffen“- „eine Art von geistigem Parasitismus“. Dagegen würden die, die tatsächlich etwas Eigenes und Neues, methodisch Sauberes präsentieren wollten, aufgehalten: Sie würden verdächtigt, „die Lehre zu verfälschen“.
Kühlewind verstand Anthroposophie als lesende, prozessuale Tätigkeit:
„Die Geisteswissenschaft ist gerade auf jenes Gebiet, auf jene Prozesse gerichtet, aus denen die anderen Wissenschaften ihren Inhalt beziehen, aus dem das Weltbild des Alltagsbewusstseins, dessen Ebene dieselbe wie der Wissenschaft ist, aufgebaut ist. Ihre Welt ist die Welt des Erkennens und des Erkennenden, nicht die des Erkannten im gewöhnlichen Sinne. Ihre unterste Ebene ist die, auf der der Sinn eines Satzes zu finden ist, und von da erstreckt sie sich aufwärts zu noch höheren Ebenen des Bewusstseins. Daher ist sie nicht auf der informativen Ebene zu betreiben und zu verstehen. Sie erfordert ständig ein Sich- Erheben von dieser auf eine höhere: Sie ist im eminentesten Sinne eine lesende Wissenschaft. Die Gedanken und Bilder, durch die sie mitgeteilt wird, bilden die Ausgangspunkte zu einem höheren Sinn, wie Buchstaben und Worte Ausgangspunkte sind, den Sinn des Satzes zu erreichen. Diese Art von Lesen, in dem Gedanken, Bilder oder Wahrnehmungen die Elemente sind, wird Meditieren genannt."