Friedwart Husemann hat im letzten Newsletter "Initiative Entwicklungsrichtung Anthroposophie. Ein Nachrichtenblatt für Mitglieder" einen kleinen Beitrag über "Das ADHS Syndrom und der Materialismus des 19. Jahrhunderts" geschrieben, der einerseits über aktuelle Zahlen über die immer größere Verbreitung dieses Problemfeldes berichtet, andererseits damit ein Zitat von Rudolf Steiner über das Karma der Nervosität verknüpft:
"Der Mensch, der etwas von höheren Welten weiß - er braucht nur an die höheren Welten zu glauben - hat in seinem nächsten Leben einen zentrierten physischen Leib, dessen Nervensystem ruhig wirkt, den er in der Hand hat, bis in die Nerven hinein. Ein Mensch dagegen, der nur gelten lassen will, was in der Sinnenwelt ist, der pflanzt diese Gesinnung fort auf seinen physischen Leib und hat in der nächsten Verkörperung einen solchen, der zu Nervenkrankheiten disponiert, einen zappeligen physischen Leib, der keinen festen Willensmittelpunkt hat. Der Materialist zerfällt in lauter Einzelheiten, der Geist hält zusammen, denn er ist eine Einheit. Die Disposition kommt bei den einzelnen Menschen durch Schicksal in der nächsten Inkarnation zum Vorschein, aber sie geht weiter durch die Generationen hindurch, sodass die Söhne und Enkel der Väter, die materialistisch gesinnt waren, das büßen müssen durch schlechte Beschaffenheit des Nervensystems und Nervenkrankheiten. Ein nervöses Zeitalter wie das unsrige ist die Folge der materialistischen Gesinnung des letzten Jahrhunderts, und als Gegenströmung haben die großen Lehrer der Menschheit die Notwendigkeit erkannt, die spirituelle Gesinnung einströmen zu lassen". (30.5.1907, GA 99)"
Durch die von Rudolf Steiner postulierte karmische und genetische Komponente (man möchte natürlich noch die Wirkung der Neuen Medien hinzu fügen) wirkt sich das "nervöse Zeitalter" auf immer mehr Menschen aus. Relativierend möchte man aber auch einfügen, dass man das Problem früher als solches (und schon gar nicht so früh wie heute) nicht erkannt hat. Das Sprunghafte des Willens und Denkens, das schwankende Gefühlsleben, das immer zu emotionalen Ausbrüchen neigte, war in früheren Generationen in ein äußeres Korsett von Konvention eingehüllt und entlud sich in allerlei geheimen Exzessen.
Und das sind ja nun keinesfalls die einzigen Zivilisationskrankheiten, denen wir als Zeitgenossen unterliegen. Stichworte wie Magersucht, Asperger- Autismus, Borderline- Syndrom, Burnout- Syndrom, Drogensucht, Konsum- und Karrieremanie und die endemische Depression sind nur der Anfang. Störungen des sozialen Umgangs, der Autonomie, der inneren Aufrichtigkeit und der körperlich- seelischen Unversehrtheit sind allgegenwärtig. Dazu kommen Traumata und persönliche Katastrophen, grassierende Armut, aber auch geradezu obszöner Reichtum, Scheidungsopfer und schwere Migrantenschicksale; man muss sich nur in einer Grundschulklasse von heute umsehen und etwas zuhören. Selbst seelische Feinfühligkeit bei grobschlächtigen Eltern, Missbrauch oder eine extrem hohe Intelligenz werden zum in jeder Schulklasse vorzufindenden Problem.
Nun hat mich das Resümee von Herrn Husemann (der selbst übrigens nur über ADHS schreibt) etwas verstört: "Wenn man sich das alles ausmalt, so werden in den nächsten Jahrhunderten die gesunden Menschen vor gewaltigen Herausforderungen stehen, die sie hoffentlich mit kraftvollen, spirituellen Mittel bewältigen werden."
Die "gesunden Menschen"? Wer ist das, Herr Husemann? Sind Sie das? Ich bin es jedenfalls nicht. Es wäre auch ein allzu selbstgefälliger Standpunkt, sich selbst für die ausgewogene Mitte der Welt zu halten. Ich kenne niemanden, bei dem nicht die eine oder andere Spur der "Nervosität" ihre Krallen zeigt. Zumindest wenn es ernst wird und die Konvention plötzlich nicht mehr trägt. Und es ist ja auch in Ordnung so. Der Stolperstein in uns, mag er größer oder kleiner sein, ist genau das, was uns wirklich antreibt, eine innere Entwicklung zu suchen. Je größer das Gewicht des schmerzenden Steins in uns, desto mehr müssen wir gegensteuern. Die Wunde in unserem Fleisch gibt uns den richtigen Antrieb, real und nachhaltig geistig tätig zu werden. Wir sind nicht "gesund" im umfassenden Sinn, schon gar nicht vor der geistigen Welt, wir wollen es vielleicht werden, und was wir dazu vor allem und zuerst benötigen, ist ein ehrliches, nicht beschönigendes Anschauen unserer selbst.
"Der Mensch, der etwas von höheren Welten weiß - er braucht nur an die höheren Welten zu glauben - hat in seinem nächsten Leben einen zentrierten physischen Leib, dessen Nervensystem ruhig wirkt, den er in der Hand hat, bis in die Nerven hinein. Ein Mensch dagegen, der nur gelten lassen will, was in der Sinnenwelt ist, der pflanzt diese Gesinnung fort auf seinen physischen Leib und hat in der nächsten Verkörperung einen solchen, der zu Nervenkrankheiten disponiert, einen zappeligen physischen Leib, der keinen festen Willensmittelpunkt hat. Der Materialist zerfällt in lauter Einzelheiten, der Geist hält zusammen, denn er ist eine Einheit. Die Disposition kommt bei den einzelnen Menschen durch Schicksal in der nächsten Inkarnation zum Vorschein, aber sie geht weiter durch die Generationen hindurch, sodass die Söhne und Enkel der Väter, die materialistisch gesinnt waren, das büßen müssen durch schlechte Beschaffenheit des Nervensystems und Nervenkrankheiten. Ein nervöses Zeitalter wie das unsrige ist die Folge der materialistischen Gesinnung des letzten Jahrhunderts, und als Gegenströmung haben die großen Lehrer der Menschheit die Notwendigkeit erkannt, die spirituelle Gesinnung einströmen zu lassen". (30.5.1907, GA 99)"
Durch die von Rudolf Steiner postulierte karmische und genetische Komponente (man möchte natürlich noch die Wirkung der Neuen Medien hinzu fügen) wirkt sich das "nervöse Zeitalter" auf immer mehr Menschen aus. Relativierend möchte man aber auch einfügen, dass man das Problem früher als solches (und schon gar nicht so früh wie heute) nicht erkannt hat. Das Sprunghafte des Willens und Denkens, das schwankende Gefühlsleben, das immer zu emotionalen Ausbrüchen neigte, war in früheren Generationen in ein äußeres Korsett von Konvention eingehüllt und entlud sich in allerlei geheimen Exzessen.
Und das sind ja nun keinesfalls die einzigen Zivilisationskrankheiten, denen wir als Zeitgenossen unterliegen. Stichworte wie Magersucht, Asperger- Autismus, Borderline- Syndrom, Burnout- Syndrom, Drogensucht, Konsum- und Karrieremanie und die endemische Depression sind nur der Anfang. Störungen des sozialen Umgangs, der Autonomie, der inneren Aufrichtigkeit und der körperlich- seelischen Unversehrtheit sind allgegenwärtig. Dazu kommen Traumata und persönliche Katastrophen, grassierende Armut, aber auch geradezu obszöner Reichtum, Scheidungsopfer und schwere Migrantenschicksale; man muss sich nur in einer Grundschulklasse von heute umsehen und etwas zuhören. Selbst seelische Feinfühligkeit bei grobschlächtigen Eltern, Missbrauch oder eine extrem hohe Intelligenz werden zum in jeder Schulklasse vorzufindenden Problem.
Nun hat mich das Resümee von Herrn Husemann (der selbst übrigens nur über ADHS schreibt) etwas verstört: "Wenn man sich das alles ausmalt, so werden in den nächsten Jahrhunderten die gesunden Menschen vor gewaltigen Herausforderungen stehen, die sie hoffentlich mit kraftvollen, spirituellen Mittel bewältigen werden."
Die "gesunden Menschen"? Wer ist das, Herr Husemann? Sind Sie das? Ich bin es jedenfalls nicht. Es wäre auch ein allzu selbstgefälliger Standpunkt, sich selbst für die ausgewogene Mitte der Welt zu halten. Ich kenne niemanden, bei dem nicht die eine oder andere Spur der "Nervosität" ihre Krallen zeigt. Zumindest wenn es ernst wird und die Konvention plötzlich nicht mehr trägt. Und es ist ja auch in Ordnung so. Der Stolperstein in uns, mag er größer oder kleiner sein, ist genau das, was uns wirklich antreibt, eine innere Entwicklung zu suchen. Je größer das Gewicht des schmerzenden Steins in uns, desto mehr müssen wir gegensteuern. Die Wunde in unserem Fleisch gibt uns den richtigen Antrieb, real und nachhaltig geistig tätig zu werden. Wir sind nicht "gesund" im umfassenden Sinn, schon gar nicht vor der geistigen Welt, wir wollen es vielleicht werden, und was wir dazu vor allem und zuerst benötigen, ist ein ehrliches, nicht beschönigendes Anschauen unserer selbst.