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Willkommen beim anthroposophischen Motorrad- Club Sons of Man

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Ihre anthroposophischen Motorrad- Jacken versetzen zunächst ebenso Erstaunen wie die Inhalte der Facebook- Seite. Ein Motorrad- Club siniert über "moralische Technik" und postet lange Vorträge zu solchen und anderen anthroposophischen Themen. Bei den visualisierten Jahreszeiten- Imaginationen klappert dem modern geprägten Mitteleuropäer die Oberlippe- so kitschig kann diese Anthro- Welt erscheinen. Schaut man weiter auf die Internet- Seite des Clubs, ergibt sich wieder ein ganz anderer Eindruck: Dieser Club versteht sich tatsächlich als anthroposophisch- spirituelle Gemeinschaft, wie der untere Screenshot zeigt. Offenbar wartet diese höchst mobile spirituelle Einheit auf weitere Einladungen. Ob der Goetheanum- Vorstand auf ein solches Event vorbereitet ist? Hat jemand einen Motorrad- Führerschein? 200 Harleys vor dem Goetheanum würden schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen- vor allem, wenn Bodo von Plato auf dem Bock säße..

Stigmatisierte Fritten

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Es geschehen immer wieder seltsame Dinge zwischen Himmel und Erde, wie am Beispiel Luisa de Jesus  einer schüchternen Stigmatisierten und einer Leidensgenossin von Judith Halle, die der esoterischen anthroposophischen Öffentlichkeit völlig unbekannt zu sein scheint und als Frittenverkäuferin (in Belgien?) arbeitet, zu sehen ist. Joseph Canaillo ( Text und Sprechgesang) und das Uribi Harmony Urkestra unter der Leitung von His Holine$$ versuchen sich diesem stigmatisiertem Enigma musikalisch im Stile der Minnesänger des Mittelalters zu nähern. Wer sich mit der Vogelsprache gut auskennt, wird, wenn er aufmerksam der Amsel lauscht, die auf der Aufnahme zu hören ist, den letzten Geheimnissen der göttlichen Imaginationen in die Augen schauen. Danach erst wird der Geistesschüler sich ein Urteil bilden können, ob es sich tatsächlich um die Produktion anthroposophischen oder esoterischen Bullshits handelt. Kann fester Glauben " verhandelbar" sein? Lauschen Sie dem Vogel und tragen Sie Ihre Fragen im Herzen. Ich wünsche Ihnen alle einen schönen Sonntag.
 Herzlichst Ihr Herrmann Finkelsteen

Rudolf Steiners Abneigung gegenüber spirituellem Humbug

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Guru- Guru!
Mystisches Geschwätz, spiritueller Humbug, selbstzufriedenes Sonnen in Gewissheiten der unwiderlegbaren Sorte, elitäres Herabblicken auf die Masse der nicht geistig Vorangeschrittenen- all das war - so konstatierte auch Georg Kühlewind*- Rudolf Steiner ein Grauen- ausgerechnet er, der Max Stirner, Nietzsche, Haeckel so sehr wertgeschätzt hatte. Diese Denker, Materialisten, Anarchisten und Natur- wissenschaftler hatten bei Steiner einen Stein im Brett, da sie - so Kühlewind- „am Abtragen der Reste der tradierten, nunmehr entleerten Werte mitgeholfen“** hatten. Solche hohlen, sinnentleerten Reste ergeben sich allerdings immer wieder- auch bei Steiner selbst, aber erst recht in der langen Geschichte seiner eitlen Schüler und selbsternannten Nachfolger.

Rudolf Steiners Zorn über das, was er zu Lebzeiten selbst wahrnehmen konnte, macht sich an vielen Stellen breit. So spricht er über das verlogen Scharlantanhafte schwatzhafter Esoteriker, die der „große(n) Gefahr“ bei Eintritt in eine „spirituelle Bewegung“ erliegen: „An den Grenzgebieten von Übersinnlichem und Sinnlichem kann das Scharlatanhafte verquickt werden mit dem, was auf ernster Forschung beruht. Das muß betont werden, daß nur derjenige seine Pflicht erfüllt, der wachsam ist in Bezug auf die eigene Seele, der namentlich acht gibt auf alles das, was die Instinkte trüben kann, so daß wir die Angelegenheiten der Menschheit zu fördern glauben, während wir nur die eigenen fördern, oder, daß sich unvermerkt in das, was wir sprechen, das Unwahre hineinmischt, die Lüge..“***

Nun sind schuld an derlei Entwicklungen nicht nur - oder nicht einmalig vorrangig- die Scharlatane und Gurus, sondern der Erlösungswille, die Geilheit der Zuhörer auf Sinngebung und Werte, die im Alltag offensichtlich verloren gegangen sind. Das bemerkt man auch heute an zahllosen spirituellen Führern, dass sie lediglich als Projektionsfläche, als Kulminationspunkt für die Erwartungen der sie umgebenden Anhänger dienen, und daher selbst unter stetig wachsendem Druck stehen. Für den Guru stellt dies in dieser Hinsicht - so Rudolf Steiner- eine erhebliche Versuchung dar, ja sogar eine "ungeheure", wenn man im geringsten auf Autorität hin glaubt: „Eine ungeheure Versuchung liegt vor, nicht so ganz bei der Wahrheit zu bleiben, wenn man es zu tun hat mit Menschen, die einem glauben. Man kann den Menschen alles mögliche aufbinden, wenn sie auf Autorität hin glauben. Dann hat man es leicht. – Man darf auch niemandem Vorwürfe machen darüber, daß bei Annäherung an die spirituelle Welt in ihm das Lügenhafte auftritt, aber das soll ihn nicht vor sich selbst entschuldigen, sondern er soll alle Anstalten treffen, das herauszuwerfen aus seiner Seele.“***

Er selbst, der Reflektor der Heilserwartungen, befindet sich ebenso auf einer „schiefen Ebene“ wie seine Anhänger, die - so Steiner- den entsprechenden Teil der Schuld gefälligst bei sich selbst suchen sollten, statt zu jammern, wenn ihnen das Ganze schließlich um die Ohren geflogen ist: „Gegen nichts aber soll der Mensch seine gesunde Vernunft mehr aufbieten als gegen das, was ihm aus der Geisteswissenschaft heraus geboten werden kann. Man kann einen Teil der Schuld in sich selber suchen, wenn man auf Scharlatanerie und Humbug hereinfällt; denn sie werden noch weithin üppig treibende Blüten tragen – und haben sie schon getragen in unserer Zeit. Das ist auch etwas, was bei der Erwähnung der Mission der Geisteswissenschaft in unserer Zeit nicht unberücksichtigt bleiben darf.“****
Jammert nicht, Freunde. Denkt lieber. Eine Empfehlung auch für so manchen Anhänger Steiners heute.

Georg Kühlewind schrieb sogar, Steiner sei in seiner Abneigung gegenüber Mystikern nicht immer ganz gerecht gewesen: „Daher auch Steiners - manchmal nicht ganz gerechter- Missmut gegenüber Mystikern.“** Kühlewind empfiehlt als probates Mittel gegen die Sucht des Glaubens und Glorifizierens eine Art Armut im Geiste, worunter er eine innere, selbst hervor gebrachte „reinigende Geistbewegung“ versteht- ein Ego, das sich nicht mehr bläht:

Die Richtung dieser reinigenden Geistbewegung ist Armut - das Erleben der Armut im Geiste, Ohnmacht heißt es manchmal, das Eingeständnis, dass der Reichtum verloren gegangen ist. Nur die Armut kamm empfangender Kelch werden, sie zieht den Geist an; sie hat nichts, das dem Neuen, den wahren wirklichen Ideen der Natur und des Weltgeschehens, sich hindernd entgegen stellen könnte.“**

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*Georg Kühlewind, „Die Esoterik des Erkennens und Handelns in der Philosophie der Freiheit und der Geheimwissenschaft Rudolf Steiners, Stuttgart 2009
**Kühlewind., S. 62
*** RS, GA 127, S. 52ff
****R.St., GA 58, S. 42

Einfach oder gar nicht- der Nobelpreisträger Saul Bellow als Anthroposoph

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„Einfach oder gar nicht“ sei seine Maxime, schrieb Saul Bellow (1915-2005) als junger Mann in seinen kürzlich erschienenen Briefen*- aber er hielt sich nie daran, da er glücklicherweise Maximen im richtigen Augenblick zu vergessen pflegte. Gut so. Denn dieser Literatur- Nobelpreisträger hat denkbar komplexe Roman- Figuren kreiert, wobei sein persönliches Leben an chaotischen Verwicklungen, Jetset- Dasein, immer neuen Ehen, aber auch Unterhaltszahlungen und juristischen Auseinandersetzungen ebenfalls reich gesegnet war. Seit dem überwältigenden Erfolg von Die Abenteuer des Augie March war Bellow ein literarischer Star, ein Pop- Star, der Erfolg in jeder Hinsicht genoß.

Nicht nur das. Bellow war auch der festen Ansicht, er wäre, hätte er diese pochenden, witzigen, geistig sprühenden Romane nicht schreiben können, zum Verbrecher geworden: „I’m glad you observed, as no one else has, Augie’s bent for the illicit. I have often felt that the effort to lead a normal, respectable American life would make an outlaw of me.“ Das normale, amerikanisch- bürgerliche Leben, seine jähen, unkalkulierbaren Wendungen und geradezu sarkastischen Verstrickungen erscheinen wie ein Grundmotiv der Probleme von Bellows Roman- Figuren. Bellow hat sich formal von Anfang an dazu entschlossen, der künstlerischen Gestaltung eine treibende, pulsierende Kraft entgegen zu setzen- eine Freude an der Erzählung, an der Entfaltung von Geschichten: „A novel, like a letter, should be loose, cover much ground, run swiftly, take risk of mortality and decay. I backed away from Flaubert, in the direction of Walter Scott, Balzac and Dickens.

1959 traf Bellow auch Marilyn Monroe - wie er eine Rudolf- Steiner- Leserin-, von der er schrieb, dass sie sich nicht wie ein TV- Star, sondern wie eine „Philosophin“ gegeben habe: „Last night I had dinner with Marilyn [Monroe] and her friends at the Pump Room. Today the news sleuths are pumping me. Marilyn seemed genuinely glad to see a familiar face. I have yet to see anything in Marilyn that isn’t genuine. Surrounded by thousands she conducts herself like a philosopher.

Wieder einmal scheitert eine von Bellows Ehen- in denkbar schlechten, unversöhnlichen Umständen, wovon auch bis heute „Enthüllungsbücher“ z.B. von einem seiner Söhne leben. Das Skandalöse an Bellow war eine Konsequenz seiner Tätigkeit: Das Schreiben stand stets an erster Stelle. Freunde und Familie fanden sich in Büchern (unvorteilhaft) wieder, aber Bellow lebte auch das Schreiben aus, indem er sich monatelang nach Europa zurück zog- oder intensiv Liebesbeziehungen und den Zügen des damaligen 60er Jahre- Jet- Set nachpilgerte: „March 4, 1960 Tel Aviv (..) I’ve had too much of sights and flights, and girls.“ In seine Reisepläne musste Bellow ab und zu einen Zwischenstop für eine Scheidung einplanen: „I’m away again tomorrow. Paris, London and on the 22nd NYC. Two days to see Greg and I go to Washington and Chicago and Mpls. There I expect to stay a month (six weeks!), get divorced, kiss Adam, and towards the end of May join you in Tivoli.“ Man möchte sagen, das eigentliche Motto von Bellows Eskapaden war doch stets: „All my ladies seem furious.“

Tatsächlich darf man an diesen Dramen („love you, I always will. You are one of the best—probably the best woman I will ever know. I respect you, I wish you every good, but I am trying to save my own sanity just now—probably my very life. I feel it threatened. We must stop.“) quer durch diese Briefe eines Lebens immer wieder teilhaben. Auch an der Möglichkeit, die sich Bellow bot, als er den anthroposophischen Autor Owen Barfield anschrieb. Bellow freute sich, mit jemandem über die Dinge sprechen zu können, die „wirklich bedeutsam“ sind - darunter interessierte er sich für das Konzept des Bösen in der Anthroposophie, aber auch für „Gabriel and Michael and their antagonists. I’m afraid I don’t understand the account you give of the powers of darkness.“

Owen Barfields - „Owen Barfield (1898-1997), barrister, man of letters, disciple of Rudolf Steiner and expounder of Anthroposophy, Steiner’s teaching, published many books“- Lehrmethoden waren von der typisch anthroposophischen Art- Barfield (dessen Briefe hier nicht wiedergegeben sind) besprach die „Fortschritte“ Bellows in dessen Übungen. Umgekehrt war Barfield nicht dazu in der Lage, Bellows eigene Leistungen zu würdigen. Im Laufe der jahrelangen Briefwechsel beklagt sich Bellow bitter darüber, dass Barfield Bellows weltberühmte Romane nicht im geringsten schätzte, sondern sogar moralisch verurteilte.

Für Bellow selbst war die Tatsache, selbst an sich zu arbeiten, ein biografischer Einschnitt; er arbeitete an den eigentlichen Chakren- Übungen Steiners (Ich bin- Es denkt)- also konkret an der Ausbildung „geistiger Organe“. Tatsächlich aber wurde das Ausmaß seines eigenen inneren und äußeren Chaos durch die Übungen für Bellow selbst sichtbar und daher besser erkennbar: „It’s not a case of out of sight, out of mind. I think often of you and compose quite a few mental letters. But I have no progress to report; much confusion, rather. I mustn’t be altogether negative; there are trace-elements of clarity. I continue to read Steiner and to perform certain exercises. I am particularly faithful to the I Am, It Thinks meditation in the Guidance book you so kindly gave me. From this I get a certain daily stability. I don’t know what causes so much confusion in me. Perhaps I have too many things going on at once.

Leider hat sich über Jahre dieses Muster - Entschuldigungen und Suche nach Gründen dafür, dass Bellow die Übungen nicht brav gemacht hat- als Grundmotiv in die Briefe zwischen Lehrer und Schüler eingeschlichen. „No progress to report“ ist eine Wasserstandsmeldung, die allen übenden Anthroposophen nur zu bekannt sein dürfte. Was ihnen meist fehlen dürfte, ist Bellows Selbstironie, die ständige Brechung des Bedeutsamen, die natürlich auch vor „spirituellen Angelegenheiten“ nicht Halt machte: „The ultimate absurdity is that it is the spiritual matters, which alone deserve our seriousness, that are held to be absurd. Perhaps it was wrong of me to put this longing for spiritual fruit in a comic setting.“ Diese Art von Humor war dem Lehrer Barfield vollständig fremd.

Auf der anderen Seite machte Bellow gegenüber Steiner eine Entdeckung, die auch typisch sein mag: Steiners elaboriert bis exzentrisch wirkenden Einzelaussagen werden im intensivierten Studium immer vertrauter- bis hin zu der spezifischen Erfahrung, man finde in Steiner das wieder, womit man immer schon gelebt, für das man aber noch keine Worte gefunden hatte: „It is all too bewildering. Steiner makes matters sometimes easier, sometimes much harder. This is not because of the new perspective he gives me; in some ways I am drawn to him because he confirms that a perspective, the rudiments of which I always had, contained the truth.“ Man kann vielleicht behaupten, dass diese Erfahrung eine Verbindung zwischen Schüler und Steiner erst herstellt- etwas, was der durch Steiner ausgelöste Perspektivwechsel allein nicht bewirken kann. Die „Rudimente“ von Wahrheit, die zu dem gehören, was einen selbst im Innersten trägt und zusammen hält, bei Steiner in aller Fülle ausgebreitet zu finden, eröffnet eine andere Perspektive, die nicht nur intellektueller Natur sein kann; hier weiß man, dass eine Beziehung entsteht, ein Weg, eine Fragehaltung.
Natürlich war Bellow kein Esel. Natürlich sind seine „Entschuldigungen“ gegenüber Barfield - etwa, wenn er schreibt, er habe ein halbes Jahr nicht geübt, da er in Israel gelebt, sich politisch engagiert und ein Buch über den Palästinenser- Konflikt geschrieben habe, stets mit einer Spur Ironie unterlegt.

Bis 1979 hat Saul Bellow gegenüber Barfield dann geschwiegen- gegenüber einem Mann, der weder die Bücher noch den Humor, geschweige denn die spezifische spirituelle Entwicklung seines Freundes wahrnahm noch schätzte, ja nicht einmal die ganze seelische Welt dieser Romane mitzuempfinden in der Lage war: „I continue to read your books and to think about you, and to go on reading Steiner and working at Anthroposophy. I wouldn’t like you to think that I am fickle and that I’ve dropped away. No, it’s not at all like that. I am however bound to tell you that I am troubled by your judgment of the books I’ve written. I don’t ask you to like what you obviously can’t help disliking, but I can’t easily accept your dismissal of so much investment of soul.“ Die innere Entwicklung des „Anthroposophen“ Bellow kann Barfield, wie Bellow erwähnt, nicht beurteilen: „..our or five years of reading Steiner have altered me considerably. Some kind of metamorphosis is going on, I think, and I am at a loss for words when I sit down to write to you.“ Vermutlich hat Barfield nicht einmal verstanden, warum Bellow erwähnt, dass Barfield ihn nicht beurteilen könnte: „You will think it absurd that I should make a judge of you.“

Aber Barfield war trotz aller Enttäuschung über ihn dennoch Bellows Einstieg in das Thema Anthroposophie. Er hat sich in seinen Briefen 1979 selbst als „Lehrling“ bezeichnet, während Barfield für ihn doch ein „respected veteran“ in Sachen Anthroposophie war. Die Beziehung charakterisiert Bellow nochmals klarsichtig in ihrer Einseitigkeit: „I was aware from our first meeting that I was far more alien to you than you were to me.“ Und in der Tat: Für Barfield ist Bellow ein vollkommener Fremder geblieben.


*Saul Bellow, Letters

„In Frankreich wäre er erschossen worden“- Saul Bellow über Ezra Pound

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Ezra Pound 1945
Ich habe Saul Bellow mein erwachsenes Leben über gern und viel gelesen. Seine großen Romane und Erzählungen (in den späten Jahren schrieb er oft eine Art Mischung, funkelnde Kurz- Romane) sind ja viel übersetzt und daher vermutlich auch nicht schlecht verkauft worden. In den letzten Jahren sind eine Reihe seiner Romane in neuen Übersetzungen - in neuem Sprachkleid- wiederum aufgelegt worden. Zudem gilt Bellow zwei Generationen später immer noch als Vorbild für große Autoren.

Auch als Person hatte Bellow Charakter. 1956, kurz nach dem Erscheinen seines Erfolgsromans Die Abenteuer des Augie March, der schon ein Jahr später vom Time Magazin zu einem der hundert bedeutendsten Romane der Gegenwartsliteratur gekürt werden würde, legte sich Bellow, statt sich für die eigene Karriere einzusetzen, mit William Faulkner an, der bereits 1950 den Nobelpreis erhalten - und seither in den USA so großen literarischen Einfluss hatte, dass er damit exklusiven Zugang zum amerikanischen Präsidenten Roosevelt erhielt, der ihn nach allen Richtungen protegierte. Faulkner und Steinbeck hatten sich an die Spitze derer gesetzt, die sich für den amerikanischen Lyriker Ezra Pound aussprachen. Pound hatte als Faschist in Italien Propaganda (vor allem berüchtigte, antisemitische Rundfunkansprachen) für Mussolini betrieben, die einen leicht irren Touch hatten:

Pounds Rundfunkansprachen im Kriege klammerten die menschlichen Opfer - die kämpfende Truppe, die zerbombte und massakrierte Zivilbevölkerung, die verfolgten oder vergasten Minderheiten in den besetzten Ländern - total aus. Sie richteten sich großenteils an seine Freunde von ehedem, die geistige Elite Amerikas und Englands, sowie an einzelne Politiker - all das in einem Stil, der durchaus anti-kommunikativ war. Er bediente sich des nasalen Tonfalls des amerikanischen Mittelwestens, wechselte sprunghaft Themen und Rollen, zitierte aus Werken, die den Hörern unbekannt waren. Aus den Unterlagen, die das FBI in Italien gegen ihn sammelte, geht hervor, dass die militärische Abwehr in Italien vermutete, die Ansprachen Pounds enthielten Informationen in einem Geheimcode, und er sei in Wirklichkeit ein Doppelagent. Angesichts der Ratlosigkeit und Verunsicherung der italienischen Behörden durch Pounds Rundfunkstil wirkt die in der Hochverratsanklage vorgebrachte Anschuldigung, Pound habe dem Feind „Beistand und Zuspruch“ (aid and comfort) geleistet, einigermaßen erheiternd.“* "Erheiternd" in diesem Zusammenhang scheint mir, wie vieles andere am Artikel Eva Hesses, eine unangemessene Formulierung zu sein.

Dass die Deportation der norditalienischen Juden unter Mussolini wegen des Widerstands der Bevölkerung zeitweise zögerlich voranging, war eine der Sorgen des enthusiasmierten Faschisten Pound; den Aufruf zum Mord hat er sogar in seinen berühmten Cantos verewigt, wie Saul Bellow in seinem Brief an Faulkner bekräftigte. Kann man Pisaner Cantos, in denen zum Mord an Juden aufgerufen wird („about the „kikes“ leading the „goy“ to slaughter“**), beschönigen?  Pound selbst, Luxus- Faschist mit Hang zu Konfuzius, eilte kurz vor dem Ende zu Mussolini - trotz Aufforderung der US- Regierung, aus Italien in die USA zurück zu kehren- um diesem seine Gedichte zu überreichen: „Als die Nachricht von Mussolinis Befreiung und der Errichtung der „Republik von Salò“ kam, ging er über den Gardasee nach Mailand und von dort nach Rapallo zurück. Hier hatten die Deutschen die Seefront befestigt, so musste Pound mit seiner Frau zu Olga Rudge nach Sant' Ambrogio ziehen. Beflügelt von neuen Hoffnungen auf Mussolini, entfaltete er wieder eine rege Tätigkeit.
Er schrieb nun italienisch. Sieben Bücher und Pamphlete erschienen unter der Ägide des neuen faschistischen Kultusministeriums, einige Titel darunter kamen erst Jahre später in englischer Übersetzung heraus. Pound überschlug sich geradezu vor Eifer - er schrieb die beiden Cantos LXXII und LXXIII, die viele Jahrzehnte lang in den Original-Ausgaben der Cantos fehlten, auf italienisch und schickte sie an Mussolini.“*

Inzwischen wurde Pound steckbrieflich als Kriegsverbrecher gesucht, das FBI ermittelte gegen ihn. Der CIC, der im Fall Klaus Barbie im Nachkriegsdeutschland eine so merkwürdige Rolle gespielt hatte, setzte Pound fest: „Er wurde ins Hauptquartier des CIC nach Genua gebracht, wo er drei Wochen lang von zwei FBI-Agenten verhört wurde. Zu dieser Zeit war Pound noch erfüllt von seiner eigenen Wichtigkeit und verlangte, Truman und Stalin zu sprechen, da er ihnen wichtige Ratschläge zu geben hätte. Später im Untersuchungsgefängnis in Washington bat er um ein georgisches Lexikon, um sich mit Stalin verständigen zu können. Er unterschrieb die Verhör-Protokolle und wurde am 24. Mai in das Militärstraflager von Metato bei Pisa gebracht“*, wo er bis zur Abschiebung in die USA im November 1945 verblieb. Auch bei Ezra Pound waren im Lager, in dem er weiter an den Cantos schrieb, Änderungen in seiner Haltung bemerkbar: „Seine frühere Verhärtung gegen die Mitmenschen, seine programmatische Absage an das Mitleid (Canto XXX), macht ihm jetzt, da er selber so sehr auf die Menschlichkeit angewiesen ist, schwer zu schaffen.“* Seine wahnhafte Selbstsicht führte dazu, dass er in eine Anstalt für geistesgestörte Kriminelle eingewiesen wurde: „Vor Gericht erschien er als psychisches Wrack, und sein Anwalt vertrat die Meinung, dass eine weitere Inhaftierung das Ende seiner „Normalität“ bedeuten könne und dass er sofort in ärztliche und psychiatrische Behandlung gehöre. Auch die daraufhin vom Gericht bestellten psychiatrischen Gutachten lauteten übereinstimmend auf Geistesgestörtheit. Da Pound offensichtlich zu diesem Zeitpunkt nicht imstande war, der Gerichtsverhandlung zu folgen, wurde er am 14. Dezember 1945 in die staatliche Anstalt für geistesgestörte Kriminelle, St. Elizabeths Hospital for the Criminally Insane, eingewiesen. Da er nicht verurteilt worden war, gab es für seine Haft auch keine Befristung. Im Endeffekt wurden fast dreizehn Jahre daraus.

In den 50er Jahren drehte sich der Wind; die öffentliche Meinung empfand die Isolierung Pounds als ungerecht: „Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Dag Hammarskjöld, schlug Ezra Pound mehrmals für den Nobelpreis vor. Ernest Hemingway sagte 1954 anlässlich der Verleihung des Nobelpreises an ihn: „Ich glaube, dies wäre ein gutes Jahr für die Freilassung von Dichtern.“ Ein weiterer Nobelpreisträger, Eugenio Montale, setzte mit einer Anzahl italienischer Geistesgrößen, darunter Ungaretti, Quasimodo, Papini seine Unterschrift unter eine Petition an die amerikanische Botschaft in Rom. Auch das vatikanische Radio und die Kommunistische Partei Italiens setzten sich für Pound ein.“

Auch Saul Bellow wurde -von Faulkner und Steinbeck im Namen der amerikanischen Literatur- gebeten, sich für die Freilassung Pounds einzusetzen. Für Bellow allerdings war der Antisemit Pound mit dem Irrenhaus gut bedient: „In France, Pound would have been shot.“ Pound am Leben zu lassen, sei gnädig gewesen. Ihn, den mörderischen Poeten, zu entlassen, sei schon deshalb dumm, weil die Initiative „People to People“, von Präsident Eisenhower ins Leben gerufen und von Faulkner vertreten, um „in den Augen der Welt“ durch Literatur „pro- amerikanische Werte“ zu vermitteln, stattdessen „Himmler and Mussolini and genocide“ relativieren würde. Wir lesen zwischen den Zeilen, dass sich Saul Bellow auch gegen diese propagandistische, angeblich humanistische Initiative zur Freilassung Pounds wandte, weil Pound, Mussolinis amerikanischer Propagandist, im Aufziehen des Kalten Krieges, nun wieder ein guter amerikanischer Literat wurde, da er doch Antikommunist war. Gegen das Vergessen kämpfte Bellow also schon - ohne Rücksicht auf die eigene literarische Karriere - 1956 an: „The whole world conspires to ignore what has happened, the giant wars, the colossal hatreds, the unimaginable murders, the destruction of the very image of man.“ 

Pound wurde trotzdem 1958 entlassen. Aber bereits vorher war er für eine heute vergessene Gruppe von Künstlern und Beatniks, die ihm seinen Antisemitismus „verziehen“ (eine denkwürdige Formulierung Eva Hesses), Anlaufadresse in seinem Irrenhaus geworden. Rassenfanatiker schlugen Pound als Präsidentschaftskandidat vor, als Vorläufer von Donald Trump: „Das Bemerkenswerteste an dem Besucherstrom aber war der Anteil der Jugendlichen, die bei Pound Antworten auf ihre Fragen suchten. Auf seine völlig unprätentiöse Weise war er für sie ansprechbar in einem Maße, das bei anderen literarischen Berühmtheiten ähnlichen Ranges - etwa Eliot - völlig unvorstellbar gewesen wäre. Pound konnte in seiner unkonventionellen Art tatsächlich ein großer Lehrer sein - für diejenigen, die ihr persönliches Verhältnis zu ihm kritisch zu relativieren wussten. Eine ganze Anzahl der jungen Leute, die damals durch seine Schule gingen, leben - nach einem Prozess der Abnabelung - noch heute von dem Grundstock der Anregungen, die sie damals erhielten, weiterentwickelten und für sich fruchtbar gemacht haben. Andererseits lockte sein vielgeschmähter Name auch manche Freaks an, mit denen die Vereinigten Staaten immer so reichlich gesegnet sind. Bei ihnen gefiel sich Pound in der neuen Rolle von Sokrates, dem Verderber der Jugend. Es war die Zeit der Beatniks, der Vorfrühling des Jugendprotestes, auch der Beginn der Drogenszene und der labilen jugendlichen Randgruppen. Ein paar dieser Typen, darunter vor allem Rassenfanatiker, solidarisierten sich mit Pounds öffentlichem Image und sorgten mit Parolen wie „Ez for Pres“ („Ezra zum Präsidenten“) für neuen Zunder in der Presse.“*

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*Quelle: http://www.bernhard-frank.de/evahesse/ezra_pound_werk_und_leben.htm#6 Die neue Ordnung. Rapallo 1925-1945
**Saul Bellow, Letters, Reno, 7.1.1956, „To William Faulkner“

Reinigen Sie Ihre ätherische Umgebung und filtern Sie die Chemtrails aus der Luft!

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Bildschirmfoto Amazon- Angebot
Liebe Freunde, diese hier in diesem Blog durch vermutlich unnennbare Einflüsse (Ahriman- Chemtrails) entstandene kritische, intellektuelle Atmosphäre bedarf schon lange einer Klärung. Wir haben uns hier durch die Niederungen der Eso- Und Anthro- Welt (verbal) geschlagen, und das seit es das Internet gibt.

Schon vor 15 Jahren haben wir tapfere Anthroposophen in unserer Umgebung mit Strahlengeräten kreuz und quer durch unsere Wohnung und über die Äcker begleitet, die, mit empfindlichen Geräten bewaffnet, nach gefährlichen "Erdstrahlen" suchten. Das kann man aus nahe liegenden Gründen mit den Chemtrails, die, wie man hört, dieser Tage über uns am Himmel verstärkt von den Flugzeugen abgesondert werden - man merkt es am schlechten Wetter- so nicht machen.

Und irgendwer muss uns ja auch von all diesen Strahlen irgendwie auch reinigen, sonst endet man noch wie Reichsbürger und Dresdner Nazis, die wohl über mehrere Inkarnationen hinweg hoffnungslos verstrahlt erscheinen. Oder sehen Sie sich doch mal Björn Höcke an. Wenn der die Hand zum zackigen Gruß erhebt, hat der doch ganz komische Augen, und nicht nur dann.

Bildquelle
Also bitte: Dieses in diesem Problemfeld doch relativ günstige Angebot (4499, 00 Euro) könnte man als Anthroposophische Gesellschaft doch im Keller (auch und vor allem des Goetheanums/ Schweiz) installieren- insbesondere dort, wo besondere Ansammlungen verstrahlter Menschenmengen zusammen kommen. Lieferbar in 6- 10 Tagen. Geboten wird:

"Akasha Säule® - Umweltharmonisierer zur Reinigung und Wiederbelebung der Atmosphäre
Harmonisiert Chemtrails und andere energetische Belastungen, energetisiert die Atmosphäre mit Orgon und reinigt das Ätherfeld der Umgebung
Die Akasha Säule benutzt zudem das Akasha bzw. Informationsfeld, um weitere energetische Programme zu aktivieren.
Das energetische Gleichgewicht von Himmel und Erde. Harmonisieren sie großflächig ihre Umgebung und die Atmosphäre mit der Akasha Säule®
Werden Sie aktiv und leisten Sie ihren Beitrag zur Beseitigung von Chemtrails."

Sie sehen ja, dass anthroposophische Grundlagenforschung in dieses Produkt eingeflossen (Ätherkraft, Akasha) und damit quasi für Sie zugeschnitten ist. Tun Sie was für sich, die Umwelt und die mit den geschrumpften Ätherhirnen. Harmonisieren Sie die Umgebung- etwa vom Dornacher Hügel aus, und bauen Sie dort keine Tiefgarage, sondern etwas, was der ganzen Menschheit zugute kommen würde! Peace!

Ergänzend noch einige Produktinformationen des Herstellers, die auch Hinweise geben auf die alt- ägyptische Mysterienkultur, auf der diese Geräte beruhen : "Die Akasha-Säule besteht aus einem Orgonit-Sockel mit 7 langen Kupferrohren die als Abschluss eine Cheopspyramide haben. Der Körper besteht aus einem 20 kg schweren Orgonitsockel, der aus einem Gemisch von hochwertigen Epoxidharz, Edelsteinen und Metallen zusammengesetzt ist. Der Mittelteil besteht aus einem zentralen und 6 hexagonal darum angerichteten 1,65m langen Kupferrohren, die vom Sockel aus in den Himmel ragen. Die Kupferrohre der Akasha Säule® leiten das Orgon in die Atmosphäre. Der Abschluss wird durch eine Sahasrara Cheopspyramide gebildet, die auf 7 Ebenen, vom Boden bis zur Spitze hin, die Chakren mit ihren entsprechenden Edelsteinen, umfasst. Der zentrale Kraftpunkt innerhalb der Pyramide wird durch einen lemurianischen Kristall gebildet, der zuvor durch ein Radionikgerät beschwungen wurde. Dieser Stein liegt auf der Höhe der Königskammer. Die Spitze der Pyramitde bildet ein doppelendiger Herkimerdiamant."

Nicht alle Fragen der Amazon- Kunden finden eine Antwort. Schon der erste, der die Frage stellt, ob man sich das Gerät auch "hinten einführen" könne, hat das spirituelle Element dieser Sache wohl nicht verstanden.

Anthroposophische Rattenfänger

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Der Ärger eines anonymen Kommentators ("Jeremy Smith the Waldorf School Inspector and his side-kick Gemma the ignoramus soul sucker.") soll nicht ganz unerläutert bleiben, obwohl ich eigentlich nicht vorhatte, einzelne Beiträge des Blogs von Jeremy Smith zu kommentieren. "Anthropopper" entspricht in vieler Hinsicht den heute typischen, weit verbreiteten anthroposophischen Standpunkten, wie sie sich rund um den Globus in sozialen Netzwerken, Newsletters, Zeitschriften und Internetseiten darstellen, wobei ebenso typisch bleibt, dass diese typischen Sichtweisen sich als konträr zu einem vorgestellten "Mainstream" stehend sehen. Damit ist schon, nicht nur von den Inhalten her, eine Haltung eingenommen, die hierzulande der von AfD- und in Großbritannien Brexit- Anhängern entspricht.

Anthropopper kritisiert natürlich auch die Anthroposophie- Kritiker. "Anthroposophie", wie sie von Smith gesehen wird, wird als Ideal verteidigt, insbesondere dann, wenn der Vorwurf des Sektiererischen erhoben wird: No, anthroposophy is not a cult. Sektiererisch sei "Anthroposophie"* nicht, weil Steiner ja selbst gefordert hätte, seine Aussagen zu prüfen. Hier und da gäbe es vielleicht Anthroposophen, die mit Hilfe von Steiner- Zitaten esoterische Autorität einfordern würden, das sei aber keineswegs die Regel: "Anthroposophists who are given to quoting Steiner on all subjects rather than speaking from their own experience and knowledge are not doing what Steiner asked of them – and such behaviour does not make anthroposophy a cult, even if a few anthroposophists sometimes can give that impression."

Zweifel seien - so Smith- substantiell für Anthroposophie, es gäbe keinerlei Zwänge in Auffassungsfragen, ja geistige Freiheit sei der Kern des anthroposophischen Denkens: "The word “must” does not exist in the anthroposophical vocabulary, since freedom is at the core of anthroposophy." Obgleich Steiner von Anthroposophen als "Initiierter" - also als unumstössliche geistige Autorität in jedem Detail seiner Aussagen- aufgefasst werde, würden sie sich selbst als Anthroposophen keineswegs als elitär erleben, sondern, ganz im Gegenteil, eng mit "der Welt" verbunden bleiben: "As mentioned under (1) above, anthroposophists often regard Steiner as an initiate and anthroposophy certainly sees itself as having much to contribute towards current world problems – but there is no sense in which anthroposophists regard themselves as an elite separate from the rest of society."Und schließlich gäbe es natürlich keine Führer und Leiter der Anthroposophie- von Steiner einmal abgesehen: "Since Steiner’s death in 1925, there has been no ‘leader’ of anthroposophy."

Das ist nur ein kleiner Teil der griffigen Argumentationskette, die aufzeigt, wieso sich Anthroposophen Anthroposophie vorstellen, ohne die impliziten Widersprüche zu bemerken. Keine Autoritäten, außer der von Steiner, der aber dennoch keine Autorität darstelle, auch wenn ihm niemand unter den lebenden und verstorbenen Anthroposophen das Wasser reichen könne. Keine Bluffs bezüglich nachgebeteter und abgeleiteter okkulter Selbstdarsteller, da Anthroposophie per se "Freiheit des Denkens" repräsentiere, obwohl das Internet, die Seminare und Hauspostillen überquellen von angemaßten Esoterik- Steiner- Nachbetern. Selbst ein Katechismus wie dieser hier von Smith aufgezeigte, wie man Anthroposophie aufzufassen habe, ist ja selbst die Postulierung eines Ideals, das vor allem echte kritische Nachfragen abwürgen und die bedenklichen Auswüchse im anthroposophischen Umfeld negieren will. Seis drum.

Was der oben genannte Kommentator noch meint, ist vielleicht die politische Positionierung des freiheitlichen Denkers Smith und seiner Gefolgschaft. Denn Smith ist erwartungsgemäß Pro Brexit, stimmt also ein in den Chor der neo- nationalistischen Reaktionäre. Seine erste und größte Klage ist die, dass die Brexit- Gegner die Ermordung von Jo Cox im Rahmen der rassistischen Brexit- Kampagne instrumentalisieren könnten, um die Abspaltung Britanniens noch zu verhindern: "Jo Cox had been a fervent advocate for Remain and her death seems to have coincided with opinion polling showing increasing support for Remain and the tide turning against Leave. It was distasteful to see some of the leaders of the Remain campaign try to suggest that her death was in some way the fault of those who want to leave the EU." Wie ekelhaft ist das denn?

Wer es sich antun möchte, lese nicht nur den weitschweifigen Artikel, sondern auch die Kommentar- Linie, in der z.B. "Gemma" das ganze Repertoire der heutigen Populisten aufbietet, um z.B. die EU als verdammenswerten "ahrimanischen" Apparat darzustellen. Sie wissen schon, was folgt, wenn Sie als Leser ein wenig vertraut sein sollten mit den heute gängigen neo- rechten und offen faschistischen Verschwörungstheorien. Die Zutaten bzgl. Antiamerikanismus und Antisemitismus sind die gleichen, wenngleich hier überhöht mit eben den pseudo- okkulten Bluff- Argumenten, die so viele gläubige Steiner- Anhänger aus seinen Aussagen von vor 100 Jahren ableiten.

Smith selbst spiegelt auch die internen Argumente der UKIP- Anhänger, was die Struktur des politischen Systems Großbritanniens angeht: "This result will be a salutary shock to London, which voted overwhelmingly for Remain. It is revealed as an arrogant and centralising city state, out of touch with the rest of England." Dass die UKIP- Kampagne, deren Vertreter inzwischen so kläglich vor den Folgen ihrer Initiative von Bord gesprungen sind, die rassistische und nationalistische Karte gezogen haben, um mit Hilfe eines Medien- Moguls wie Murdoch die Massen zu täuschen, irritiert den "Freiheitsdenker" Smith nicht im geringsten. Falls er und seine Mitstreiter(innen) tatsächlich die repräsentative Haltung von "Anthroposophie" darstellen sollten, wäre diese in billigsten rechten populistischen Meinungsströmen, im braunen Mainstream- Sumpf versickert,  kaum unterscheidbar von reaktionären, rassistischen "Soul suckern" und Rattenfängern.

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* von mir in Anführungszeichen gesetzt, weil es meiner Meinung nach keine "Lehre", keinen Katechismus dieses Namens gibt, sondern allenfalls eine historische Bewegung

Am Meer, dem Traumbereich der Erde

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Es ist ein unverwechselbares Ereignis, sich dem Meer zu nähern. Man hört es rauschen, man riecht es, fühlt den Wind. Wenn man dann die anbrandenden Wellen sieht und in die Weite schaut, die sich auftut, wird man innerlich still“- so beginnt Karsten Massei eine Meditation an das Erleben des denkbar größten Gewässers, nachdem er Quellen und Flüsse bereits abgegangen ist.

Es ist nur ein Kapitel* in einer überaus lebendigen, für den interessierten Leser nachvollziehbaren Annäherung an ein Erleben, das seelisch klingend wird. Bewundernswert, wie lebendig Massei an alle möglichen Naturbegegnungen heran geht, wie konkret. Freilich mag zur Nachvollziehbarkeit eine eigene geistige Frische notwendig sein, die das Ungewohnte der Betrachtung, das in kein Schema, keinen gewohnten Kontext passt, anzunehmen in der Lage ist, ohne sich in inneren Widerständen gegen das „spirituelle Gewand“ der Sprachwahl Masseis zu verlieren.

Aber man muss ihm ja auch nicht bis zu den „Gestalten“ z.B. eines Flussgeistes folgen. Man kann, wenn man möchte, einfach erinnern, wie man Quellen, Wasserfälle, Flüsse und das Meer schon erlebt hat: „Das Bewusstsein des Menschen wird herabgemindert, wenn man sich dem hingibt, was die Seele durch das Meer erlebt. Der Mensch kann hier sein Wachbewusstsein tatsächlich nicht lange aufrechterhalten.“ Ich stelle mir vor: Das Träumerische, fast Schläfrige beim anhaltenden, rhythmischen Schlag der Wogen, im Sommer kompensiert durch das Grelle des ungefilterten Lichtes, das Salz auf den Lippen, den Sand, den der Wind trägt, die Hitze auf dem nackten Körper. Der Geist - im Traum verloren, aber kompensiert durch ein verstärktes Körperempfinden. Gerade die Nicht- Präsenz, die verlorene Fokussierung wird als „Erholung“ empfunden, als eine Analogie zum belebenden Schlaf.

Sich „wachbewusst“ diesem „Saum des Meeres“ zu nähern, dem „Schlafbereich der Erde“, einer Region der steten wogenden Veränderung, bedarf meditativer Vorbereitung und Sammlung. Das elementare Spiel von Wasser, reflektiertem Licht und bewegter Luft kann dann - so Massei, der in dieser Hinsicht offenbar besonders begabt ist- sprechend werden. Wie er leichthändig, aquarellartig in seinen Worten bis zu einer Begegnung bis zur „Urseele“, der „Mutter“ geht, in der sich Mensch und Meer verweben, mag man bei ihm selbst nachlesen. Vieles wird man erinnern, was man selbst in einer Situation schon einmal empfunden, aber nie in das Wort- Bewusstsein hat heben können. Der Weg, den Massei hier und in vielen anderen Naturbegegnungen andeutet, hat nichts Irreal- Abstraktes, nichts Formelhaftes. Es ist ein Ausdruck lebendiger Meditationspraxis und von ungewöhnlicher Tiefe und Schönheit.
   
Er führt in die Bereiche, in denen der Mensch sich berührt und aufgebaut fühlen kann, ein Bereich auch des Trostes und der Fokussierung in Zeiten, in denen soziale Ordnungen zerbrechen und ein ganz anderes Tier sein Haupt aus einem ganz anderen Meer heraus erhebt.

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*Karsten Massei, Botschaften der Elementarwesen, Basel 2013

Bernhard Albrecht Hartmann: Einige Anmerkungen zu Thomas Nagel: “Der Blick von Nirgendwo"

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Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel veröffentlichte eine seiner wissenschaftlichen Arbeiten unter dem Titel: "Der Blick von Nirgendwo." Versuche ich mich dieser Aussage anzunähern, so werde ich sogleich vor ein Dilemma gestellt. Ist es möglich von Nirgendwo auf ein Etwas zu blicken? Der vermeintlich gesunde Menschenverstand wird auf ein derartiges Ansinnen antworten, dass dies nicht möglich sei und zwar mit der bündigen Bemerkung, ich weiss doch wo ich stehe, wenn ich auf ein Etwas blicke und tue dies nicht aus einem Nirgendwo heraus. Welcher Widersinn also von einem Nirgendwo aus etwas sehen zu wollen.

Und doch unternimmt Thomas Nagel mit höchst differenzierten Argumenten den Versuch dieses Nirgendwo ausfindig zu machen. Oder: Schiebt er dieses Nirgendwo etwa, indem er sich unter verschiedenen Perspektiven immer wieder um die Begriffe objektiv und subjektiv herum bewegt, um den Geltungszusammenhang, bzw. ihre Bedeutung jeweils voneinander abzugrenzen, durch viele Ungewissheiten letztlich nur vor sich her? Aus der Sichtweise des gesunden Menschenverstandes heraus betrachtet, bewegt er sich damit allerdings in abstrakten Räumen und nicht in jener landläufig gleichsam wie selbstverständlich beanspruchten praktischen Lebensnähe des Grossteil der Menschen.
So wie aber der "Blick von Nirgendwo," den Thomas Nagel in einer Art Leitgedanken seinen Überlegungen voranstellt, als reale Möglichkeit in Frage gestellt werden kann, so kann ich auch das, was der gesunde Menschenverstand als "praktische Lebensnähe" für sich beansprucht, in Frage stellen. Welche Art "Leben" beinhaltet diese sogenannte praktische Lebensnähe eigentlich in der Essenz?

Für mich stellt sich daran anknüpfend nämlich die weitere Frage: Gäbe es unter den Menschen ein oft so beklemmendes Jagen nach immer noch mehr materiellem Wohlstand, wenn im allgemeinen Bewusstsein ein tiefer gegründetes Verständnis von dem vorhanden wäre, was Leben ist? Und darin eingeschlossen: Haben wir etwa die Erfahrung von dem was Leben seiner Essenz nach ist im Zuge des Dualismus unmerklich irgendwie im Nirgendwo verloren? Trifft Thomas Nagel mit seiner Grundfrage also doch den Nerv der Zeit?

weiter im Text...


Why Gnomes?

Wer ist schuld an Chaos und Gewalt in unserer Gegenwart? Erklärungsmodelle der bizarren Art

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Aus dem Facebook- Account der Autorin
So haben wir uns das nicht vorgestellt, denken offenbar viele Zeitgenossen: Die Versprechen einer von Aufklärung geprägten globalen Informationsgesellschaft scheinen gebrochen, das pure Irrationale und grenzenlose Gewalt geistern Tag für Tag durch die Medien. Für den Mitteleuropäer war viehische Gewalt da- in der Tagesschau, in der Zeitschrift, live bei Twitter-. aber bislang doch weit weg in Syrien oder Somalia oder in der amerikanischen Drogenhölle. So weit weg erschien die Gewalt ihm noch ganz gut aufgehoben. Sie war kein Teil seines konkreten Alltags, sondern nur des abgebildeten, medial vermittelten. Bislang war immer ein Bildschirm dazwischen. Nun beäugt der Zeitgenosse die Zusteigenden in seiner S- Bahn mit ganz anderen Augen. Bislang nahm er nicht an, dass der Fremde ihm gegenüber unter dem Sakko oder der Burka ein Pumpgun oder eine Axt hervor ziehen würde.

Freilich, die vage German Angst war da, und einfache Erklärungen gefragt wie lange nicht. Ob politisch links oder rechts gestrickt- die Erklärungsmodelle können dem Bürger gar nicht mehr simpel genug sein. Selbst in den USA sind Führer wieder hoch im Kurs, in Sachsen sowieso. Von den Russen, die selbst einer Stalin- Nostalgie nicht abgeneigt sind, schweigen wir lieber. Einen Monat die Moskow Times (die in englisch erscheint und immerhin noch um Unabhängigkeit und Redlichkeit bemüht, aber auch nicht lebensmüde ist) zu lesen, radiert dem geneigten Leser jeden Rest von Glauben an den Sieg der Aufklärung aus.

Technologische Gurus wie der geniale Ray Kurzweil, innovativer Google- Mit- Erfinder, Autor, Technik- Visionär, “the restless genius”, der Bedeutung nach an der Seite von Thomas Edison stehend, erklärt uns dagegen, wir unterlägen einem Fehler in unserer Wahrnehmung: "People think the world’s getting worse, and we see that on the left and the right, and we see that in other countries. People think the world is getting worse. … That’s the perception. What’s actually happening is our information about what’s wrong in the world is getting better." - Die Welt wird nicht chaotischer und schlimmer, sondern unsere Informationen sind - durch das alles durchdringende Internet- einfach sehr viel besser und globaler geworden. Vielleicht ist auch diese Erklärung eines der klügsten Menschen unserer Gegenwart etwas kurz gegriffen, denn sie ist eben selbst technologisch geprägt. Die permanente Erosion, ja Implosion der letzten moralischen und mitmenschlichen Werte ist damit kaum zu erklären. Auch scheint die für den Mitteleuropäer angenehme Tatsache, jahrzehntelang Gewalt in Stellvertreterkriegen irgendwo, nur nicht bei ihm zuhause, zu erleben, nun nicht mehr zu gelten- die Gewalt zieht in die letzte Vorstadt ein, in die Nachbarschaft, womöglich ins eigene Leben.

Erklärungen gibt es, so weit das Auge reicht- so viele, dass Deutungen der Weltlage, durch Facebook, Twitter und YouTube verbreitet, eine Form mittelalterlicher Seuchen angenommen haben. Wie aber reagieren populäre Anthroposophen? Von den reaktionär- rassistischen Anhängern eines Terry Boardman, der lenkende Freimaurer angelsächsischer und jüdischer Abstammung verdächtigt, wollen wir heute einmal absehen. Die deuten auch 9/11, russische Zivilflugzeug- Abschüsse und die Aktivposten des syrischen Krieges stets so, dass es den Interessen von Putins FSB dienlich ist.

Nehmen wir jemand Unverdächtigen, jemand aus Australien, mit einer frischen und beschwingten Aura: Nehmen wir die australische Grals- Bestseller- Autorin Adriana Koulias, eine im englischsprachigen Raum sehr populäre Esoterik- Roman- Schriftstellerin mit Hang zu Rudolf Steiner, die sich selbst, wie sie mir einmal schrieb, auf einer Mission zur Verbreitung der Anthroposophie sieht.

Leider ist ihr Erklärungs- Modell, das sie vor einigen Tagen per Facebook kund tat, nicht weniger surreal: In ihren Augen liegt die Schuld am Technologiekonzern Apple. Nicht, weil - nach Ray Kurzweil- die dunkle Seite der Informationsgesellschaft marodierende Ängste schürt, die Populisten an die Macht tragen, die alle Errungenschaften von Globalisierung und Information mit Füßen treten, sondern, weil der erste Apple- Computer, den sie 1976 gekauft habe, "666, 66" Dollar gekostet habe. Zudem bedeute "Apple" auf Spanisch gelesen "böse" und Apples iMac sei 1998 erschienen- dreimal 666, dreimal böse und somit noch böser. So bar jedes Ansatzes von Verstand ist nicht einmal die New- World- Order- Theorie von Terry Boardman, der immerhin ihm passend erscheinende Zitate politischer Zeitschriften sammelt, um den Anschein einer gewissen Logik zu erzeugen, bevor er daraus ein Milchmixgetränk mit toxischen Parolen für ältere Geistesforscher und PEGIDA- Anhänger in Funktionskleidung mixt.

Das pure Irrationale begegnet dem geneigten Mitteleuropäer heute nicht nur in Form von nackter Gewalt. Die Blödigkeit der Erklärungs- und Lösungsversuche (man denke an Führer wie Donald Trump), das Geschwätz und die Großmäuligkeit der Facebook- Gemeinden und Glaubensgemeinschaften kommen dem Leser entgegen wie lauter blanke, prasselnde Fäuste.

Deutschland erwache

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Ein schockierendes Filmdokument, das uns zu den Wurzeln des realexistierenden Bösen unserer Zeit( speziell in Deutschland) führt. Ist das wahr? Wenn Sie sich nicht sicher sind, machen Sie doch eine Planetenaufstellung mit Kaiser Kaspar Hauser, um den Wahrheitsgehalt "geisteswissenschaftlich" zu prüfen.
Herzlichst Herrmann Finkelsteen
P.S. "Es ist nur eine Vermutung, was genau dahintersteckt, steht "noch" in den Sternen." Oder lesen Sie die neuesten Wikileaks Veröffentlichungen über Hillary Clintons Zusammenarbeit mit der Familie Rothschild hier in Neonettle Com Da steht geschrieben: "Hillary Clinton is so deeply entrenched in the elite New World Order establishment that she even bows down to Moloch, the same occultist god they perform human sacrifice rituals for at the annual Bohemian Grove meetings." Wer weiter den Weg eines Truthers oder den eines freien Geisstesforscher/in sollte sich erst ein Bild von MOLOCH machen.
 P.S.S. Nutzen Sie die Zeit am Wochenende sich mal neben dem Mainstream zu informieren. "...waving carrying flowers down to the river, into the stream..."
Ein schönes Wochenende!

Liebe Verschwörungstheoretiker!

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Ingrid Haselberger


Ihr Alle, die Ihr uns mithilfe von Zusammenkleisterungen von Fakten, Ängsten, Wünschen und Schlußfolgerungen von bösen Menschen erzählt, die sich im Geheimen zusammengetan haben und als unbekannte „Allesbestimmer“ im Hintergrund die Fäden ziehen, um Europas Staaten zu entvölkern bzw „umzuvolken“ und eine neue, uns alle entrechtende oder auch gleich ganz versklavende Weltordnung einzurichten:

Ich kann nicht beweisen, daß Ihr Unrecht habt.
Ebensowenig wie Ihr beweisen könnt, daß Ihr Recht habt.

Das alles ist ebensowenig „beweisbar“ wie die Existenz von Erzengeln, Zeitgeistern, Widersachermächten und sonstigen „geistigen Wesenheiten“.

Statt also vergeblich nach Beweisen zu suchen, die man ja immer nur im Gewordenen, also in der Vergangenheit, finden kann, entscheide ich mich dafür, in die Zukunft zu blicken.
Dort gibt es freilich keine Beweise. Aber Erweise lassen sich finden – ganz im Sinne von Goethes Ausspruch: »Was fruchtbar ist, allein ist wahr.«

Und so blicke ich auf die Wirkungen des jeweiligen Glaubens – und zwar dort, wo ich sie unmittelbar und zweifelsfrei erkennen kann: in meinem eigenen Inneren.

Wenn ich an eine „Weltverschwörung“ glaube, fühle ich mich irgendwelchen undurchdringlich miteinander vernetzten und ungeheuer mächtigen menschlichen „Allesbestimmern“ hilflos ausgeliefert, sodaß mir nur mehr ohnmächtiger Zorn und/oder wehleidiges Lamentieren bleiben (wie es ja auch in unzähligen postings im Netz zu finden ist).

Wenn ich aber, statt - unbekannte oder auch bekannte -böse Einzelmenschen als Verursacher aller Übel dieser Welt anzunehmen, die Existenz „geistiger Wesenheiten“ anerkenne (gleich, ob ich sie nun „Erzengel“, „Hierarchien“, „Wesen“, „Kräfte“ oder sonstwie nenne; und auch gleich, ob sie „immer schon da waren“, von Gott erschaffen und/oder von Menschen in die Welt gesetzt wurden), die nicht irgendwo „dort draußen“ wirken, sondern in den Seelen jedes einzelnen Menschen, also auch in meiner eigenen Seele – – – dann kann ich mich in jedem Augenblick neu entscheiden, welcher geistigen Macht ich meine eigenen Kräfte zur Verfügung stelle.


Ich denke dabei an Rudolf Steiners „Pfingstspruch“ (aus den „Wahrspruchworten“, GA 40; Hervorhebung I.H.):

Wo Sinneswissen endet,
Da stehet erst die Pforte,
Die Lebenswirklichkeiten
Dem Seelensein eröffnet;
Den Schlüssel schafft die Seele,
Wenn sie in sich erstarket
Im Kampf, den Weltenmächte
Auf ihrem eignen Grunde
Mit Menschenkräften führen
;
Wenn sie durch sich vertreibet
Den Schlaf, der Wissenskräfte
An ihren Sinnesgrenzen
Mit Geistes-Nacht umhüllet.
Unter den Weltenmächten“ verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht etwa weltliche Mächte wie die USA, Rußland, große Konzerne (Monsanto!) oder Geheimkonferenzen (Bilderberger!) – denn sie führen ihre Kämpfe dort draußen in der Welt und nicht, wie Steiner sagt,auf der Seele eignen Grunde.
Unter den „Weltenmächten“ verstehe ich dahermächtige geistige„Wesenheiten“, sowohl allseits bekannte (Liebe, Haß, Freigebigkeit, Geiz, Sanftmut, Zorn, Gier, Verzichtsfähigkeit, Mut, Angst...) als auch etwas komplexere (Individualitätsbewußtsein,Gruppenzugehörigkeitsgefühle,Streben nach Freiheit um jeden Preis, unveränderliche moralischeÜberzeugungen, schwarz-weiße Vorurteile, differenziertes Wahrnehmen...) --- als auch geistige Wesenheiten, wie Rudolf Steiner sie beschreibt und benennt (Sonnen- und Mondenkräfte, unterschiedliche Erzengel, Zeitgeister, Widersacher...).
Alle diese geistigen Mächte führen ihren Kampf auf dem Grunde der Seele jedes einzelnen Menschen und mithilfe der Kräfte dieser einzelnen Menschen.


Ich denke dabei auch eine Stelle aus Erika Mitterers Roman „Der Fürst der Welt“ (Hervorhebung I.H.):

»Höre, Beatus: Wessen Macht ist größer, die Macht Gottes oder die des Satans? ... Rede nicht gleich. Überlege es gut und warte dort im Erker. Ich rufe dich dann.«

»Hast du deine Antwort bereit, Beatus?«
»Ich glaube schon« sagte Beatus und trat leichtfüßig heran.
»Ich höre, mein Sohn.«
»Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker.«
»In unseren Herzen, Kind. Aber in der Welt, in der großen Schöpfung des Lebens?«
»Verzeiht mir, mein gnädiger Vater!«, sagte Beatus schüchtern, »aber muß es nicht dort genauso sein?«


Und ich denke an die alte Geschichte von dem weisen Indianer, der zu seinem Enkel spricht:

»Weißt du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend«.
Der Junge fragte: »Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?«
»Der Wolf, den ich füttere«, antwortete der Alte.

 * * * 

Selbst dann, wenn ich vollkommen überzeugt wäre von der Wahrheit einzelner oder sogar aller Verschwörungstheorien, die derzeit im Umlauf sind – selbst dann würde ich mich vor allem anderen darum kümmern, welchen der „Wölfe“ in meinem eigenen Herzen ich füttere.


Gebrauchsanleitung für die authentische anthroposophische Erfahrung

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Eine anthroposophische Generation zuvor propagierte noch ein intellektueller, wissenschaftlich geprägter Autor, Georg Kühlewind, eine Art Authentizität in Sachen „geistiger Erfahrung“- nämlich tatsächlich nur von dem zu sprechen und zu berichten, worüber man selbst Kenntnisse habe. Was für ein Dissident! Da wäre ja wenig bis nichts übrig geblieben, wenig zu „renommieren“ (schon ein Lieblingswort Rudolf Steiner, selbst seiner Frau gegenüber verwendet) und noch weniger, um Tagungen sowie die ohnehin schmalen Geldbeutel zu füllen. Was soll man denn vermarkten, wenn man nichts zu verheißen und zu versprechen hätte?

Es war schon zu Steiners Zeiten ein bestehendes Problem, dass sich nur eine überschaubare Anzahl von Zuhörern und Mitgliedern tatsächlich authentisch ein, wie Steiner in „Okkultes Lesen und okkultes Hören“* schrieb, „gewisses Gefühl der Zusammengehörigkeit mit den Wesen der höheren Hierarchien“ zueigen machen konnte, ein „wahrhaftiges Eindringen in die geistigen Welten“ mit den damit einher gehenden „religiös- fromme(n) Gefühle(n)“ (S. 56). Stattdessen grassierte ein verbales Kreisen um das Thema für die, die sich gern mit dergleichen beschäftigen wollten. Allerdings gelang damit nicht die große michaelische Verwandlung des Denkens, die Steiner propagierte, sondern es entstand ein vielfach dogmatischer neo- religiöser Post- Katholizismus mit allen Nebenwirkungen, die mit derlei Selbstbetäubung einher gehen können.

Auch in seinen Karma- Vorträgen, kurz vor seiner finalen Erkrankung 1924, ruderte Steiner, als er seinen Zuhörern die komplexen meditativen Karma- Übungsmuster erläuterte („—dieser Wille wird zum Sehen“)** bald zurück. Vermutlich nahm er die atemlosen Zuhörer wahr, als er direkt an seine Darstellungen anschloss: „Denn sogenannte okkulte Erlebnisse - und das sind ja solche-, die verlaufen nicht so, dass man damit renommieren kann. Wenn man anfängt zu renommieren damit, dann hören sie sogleich auf.“ (Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge II, S. 126). Stattdessen erläuterte er vage als Zeichen realer geistig tragender eigener Präsenz „das Gefühl (..), Sie seien ausgefüllt mit etwas, wovon Sie sich ganz deutlich sagen: Es ist ein luftförmig gewordenes Metall.“ Die „tragende Präsenz“, in der sich der Meditierende „metallisch durchdrungen“ fühlen soll, das „Innerlich-Erfülltsein“ (S. 130) ist eines der Charakteristika, die so konkret wie möglich signalisieren sollen, dass man, nach all den vergeblichen Mühen doch wieder „Mut“ bekommen soll, „und Sie sagen sich: Es wird schon werden.“

Vielleicht machte sich Rudolf Steiner auch selbst damit, angesichts seiner Kundschaft, etwas Mut, denn direkt danach wendet er sich gegen die „Verrücktheit“ in Bezug auf Hindernisse, die man dringend vermeiden sollte als strebsamer Anthroposoph. Er meinte damit vor allem das „Launenhaftsein“ und die „Schwärmerei, die ja schon der Anfang der Verrücktheit ist“ (S. 132). Die strenge Logos- Schule, als die er selbst Anthroposophie aufgefasst haben muss, sah er so angelegt, dass man durch „wirklich intensiv(es)“ Arbeiten aus „der leisesten täglichen Verrücktheit herausgerissen“ (S. 132) werden würde.

Lassen wir offen, wie weit das geklappt hat. Die heutige Facebook- und Goetheanum- Fraktion erscheint dem geneigten Zeitgenossen verrückter denn je. Politische und okkultistische, mystische und nationalistische Extreme scheinen zu dominieren, das populistische Geschwätz und spekulative Ausspinnen tausendfach medial verstärkt. Man findet die Goldkörnchen durchaus unter dem Teppich von Lärm, aber mit der Lupe. Der Anspruch authentischer eigener Erfahrung erscheint ersetzt durch das Erreichen möglichst vieler Like- Klicks in sozialen Medien. Oder man findet die Erfahrung in tausend Wochenendseminaren im esoterischen Erlebnisparadies. Derlei Kicks versprechen auch Friedensforscher und Populisten mittelprächtiger, teils schmutziger Machart. Es scheint immer schwerer, im allgegenwärtigen Gebell und Geschrei eine realistische Stimme heraus zu hören, vor allem in einer anthroposophischen Mediengesellschaft, die selbst- referentiell, sich gegenseitig bestärkend, Kritik ausblendend, die mühsame Darstellung von Methodik ausblendend, agiert. Blödsinn verstärkt Blödsinn, auch wenn es anthroposophisch klingender Blödsinn ist.

Erstes Kennzeichen des geschulten Denkwillens, der sich selbst zurück nehmen kann, ist und bleibt doch die Dialogfähigkeit. Das Steinersche „Es wird schon werden“ aus dem Jahre 1924 klingt nahezu 100 Jahre, ein paar Weltkriege und mediale Revolutionen später noch weiter entrückt. Man ist heute im anthroposophischen Zusammenhang dankbar für klare Gedankenführung ohne propagandistischen Bombast und Popanz, ohne Absturz in bizarres okkult- politisches Spekulieren und ohne aufgeregte Anleihen in politisch undurchsichtigen, meist rechtslastigen Zusammenhängen.

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*Rudolf Steiner, Okkultes Lesen und okkultes Hören, GA 156, Dornach 1987/2
**Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Zweiter Band, GA 236, Dornach 1972/4

"Die Drei" als rechtspopulistisches Hetzblatt

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Stefan Eisenhut, Mitarbeiter und Autor bei der anthroposophischen Kulturzeitschrift Die Drei , aber auch seit 15 Jahren aktiv beim Institut für soziale Dreigliederung , hat sich aktuell als Leitartikler in einem politischen Essay mit dem Brexit- dem Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union - beschäftigt: „Symptomatisches zum Brexit“. Symptomatologie ist nun allerdings eine anthroposophische Phrase- ebenso wie Phänomenologie, mit der nicht selten fixe Vorstellung aus der geistigen Binnenwelt der anthroposophischen Szene aufgepimpt werden. Aber schauen wir uns Eisenhuts politische Analyse einfach einmal genauer an, um zu erkennen, was daran symptomatisch sein soll.

Eisenhut konstatiert zwar zunächst nüchtern, in welchem Ausmaß die Brexit- Kampagne getragen war von populistischen Tönen und nennt sie „die offensichtliche Lügenkampagne prominenter Brexit-Befürworter, die wohl maßgeblich zum Stimmungswandel beitrug“, nennt auch einige der Akteure wie Michael Gove und Boris Johnson beim Namen. Deren Polit- Techniken, auf „die dumpfen Empfindungen von Menschen abzuzielen, welche die Verlierer des gegenwärtigen Systems sind und sich um rationale Argumente überhaupt nicht scheren“, sieht Eisenhut nicht nur klar, sondern ordnet sie unter etwas ein, was Rudolf Steiner eine Art „Massenhypnose“ genannt habe. Dennoch relativiert er die Widerwärtigkeit eines solchen Vorgehens, das den Rechtspopulisten Raum gegeben habe, indem es rassistische und nationalistische Instinkte bediente, auch indem er es in (nach Steiner in Anmerkungen von vor 100 Jahren) typisches Verhalten englischer und amerikanischer Politiker einordnet: „Damit meint er, dass Engländer und Nordamerikaner in der Regel nicht versuchen, irgendwelche Theorien zu realisieren, sondern dass sie genau spüren, was geht und was nicht. Sie spüren instinktiv, dass sich etwas in eine bestimmte Richtung entwickelt und legen ihre Politik danach aus.“ Worauf er damit deutet, ist offensichtlich das vorgestellte Treiben elitärer, freimaurerischer Kreise: „Rudolf Steiner spricht zwar von den Eingeweihten des Westens. Diese haben aber gerade die Fähigkeit, das, was in den Instinkten aus dem Unbewussten in der Seele sich geltend macht, bewusst zu artikulieren und in die Bahnen zu lenken, die ihren Interessen nützen. Verschwörungen sind dazu gar nicht nötig.“ Schön und gut, aber solche Appelle an die Instinkte finden sich heute allerorten - sei es in Russland, Sachsen-Anhalt, Ungarn, in der Türkei oder bei „Friedensforschern“, die insbesondere bei Anthroposophen wohl gelitten sind.

Eisenhut behauptet aber einfach, der Appell an diese primitiven Reflexe in der Bevölkerung sei ein typisch angelsächsisches Phänomen. Er hat dafür auch deshalb Verständnis, weil er sich gegen die EU richte. Die EU ist auch für ihn offenbar ein „Projekt“, das er in Einklang mit Rechtspopulisten in Anführungszeichen setzt -„europäische Union“ -, und in dem er eine reine „Kopfangelegenheit“ wittert: „Der Mensch kann in seiner Leiblichkeit so leben, dass er alles versucht aus den Kopfkräften heraus zu steuern. Dadurch geht allerdings das Gefühl für all das, was aus dem Unbewussten der Seele aufsteigt, verloren.“ Worauf er wiederum damit abzielt, ist die Behauptung, die Europäische Union ziele auf ein katholisch geprägte Regierungszentrum ab, was er in den „Seelenhaltungen“ europäischer Führungspersönlichkeiten abzulesen meint: „Sie ist eine Folge davon, wie der Katholizismus seit dem frühen Mittelalter auf die europäischen Seelen gewirkt hat. Sehr schön kann man diese Seelenhaltung bei Politikern wie Jean-Claude Juncker und Martin Schulz in ihren Reaktionen auf den Brexit erleben.“

Spätestens an diesem Punkt fragt sich der erstaunte Zeitgenosse, ob es sich beim vorliegenden Text noch um eine politische Analyse handelt. Offensichtlich presst Eisenhut die europäischen Konflikte in das klassische Steinersche Einflussschema Freimaurer versus Jesuiten. Er geht also nicht von den politischen Realitäten aus, sondern führt schon von Steiner simplifizierte und regionalisierte Mechanismen fort bis in die politische Gegenwart. Aber damit geht es bei Eisenhut erst los.

Die „kopfgesteuerte Planung der EU“ ist Eisenhut ebenso ein Gräuel wie die instinkt- basierte Manipulation von englischsprachigen Politikern, zu denen er auch Donald Trump zählt. Die katholische Einflussnahme reicht bei ihm und von ihm zitierten Autoren zurück bis ins 16. Jahrhundert: „Ridley zieht somit deutliche Parallelen zu den EU-Eliten, deren Verhalten er mit dem der katholischen Kirche des 16. Jahrhunderts vergleicht. (..) In der EU wirkt gewissermaßen jener Imperialismus fort, den die Kultur der Verstandes- oder Gemütsseele hervorgebracht hat, während die englischsprachigen Länder einen Imperialismus entwickeln, welcher der Kultur der Bewusstseinsseele eigen ist. Ersterer wirkt primär über die politischen Institutionen, letztere über wirtschaftliche Machtmittel.“ Mit dem mehr als vagen „gewissermaßen“ galoppiert Eisenhut sogar bis in die Römerzeit und sieht „im Westen“ einen „römischen Machtimpuls“ auf moderne, bei den „Festlandseuropäern“ auf „unzeitgemäße“ Art. Was auch immer Eisenhut damit ausdrücken möchte, für ihn ist damit offensichtlich klar, dass der Brexit einen politischen und wirtschaftlichen Erfolg der Angelsachsen darstellen wird- Hauptsache, die „unzeitgemäße“, angeblich zentralistische Europäische Union wird geschädigt: „Auch wenn der Brexit zunächst für England sehr unangenehme Folgen haben wird, so ist zu vermuten, dass es am Ende – wie die Vereinigten Staaten – gestärkt aus der Krise hervorgeht.“

In der Folge zitiert Eisenhut den für ihn offenbar zeitgemäßen CSU - Politiker Gauweiler, wettert in immer schrillerem Tonfall gegen Gauck und Merkel. Es geht derartig wie Kraut und Rüben durcheinander, dass eine Zusammenfassung kaum möglich ist. Die Richtung ist aber klar: Deutschland sei ein Vasall der USA, ja ein Trojanisches Pferd für deren Interessen: „Er muss schon allein deswegen scheitern, weil Deutschland mit seinem wirtschaftlichen Potenzial seit dem Ende des zweiten Weltkriegs politisch komplett von den USA abhängig ist. Es ist gewissermaßen das trojanische Pferd innerhalb der Mauern der EU.
Insbesondere Bundeskanzlerin Angela Merkel sei deren „willige Helferin“: „2005 wurde Gerhard Schröder dann von Angela Merkel aufgrund eines äußerst knappen Wahlergebnisses abgelöst. Sie dient seitdem als willige Helferin bei der Durchsetzung der US-amerikanischen Interessen innerhalb der EU.“ Diese rechtspopulistische Auslegung deutscher Politik ist für Eisenhut nur ein Teil der „Knechtschaft“, deren Rahmenbedingungen bestimmt wären durch die europäischen „Führungseliten“ und den „bürokratischen Apparat“, der angeblich demokratische Prozesse unterminieren würde: „Dieses erfordert einen immer aufwändigeren bürokratischen Apparat und zuletzt Führungseliten, die sich von der demokratischen Entscheidungsfindung abkoppeln müssen, wenn sie überhaupt zu Entscheidungen kommen wollen. Der Weg in die Knechtschaft liegt daher schon in der Sache selbst begründet.

An diesem Punkt verfällt die anfänglich anthroposophisch geprägte politische Betrachtung zum Brexit in einem Maß - auch was den Tonfall betrifft- in eine Hetztirade, die sich auf jeder Pegida- und NPD- Veranstaltung gut machen würde. Björn Höcke würde sicher auch nicht widersprechen. Was in dieser Gemengelage noch fehlt- der Kniefall vor Putin, die Anklage gegen die angebliche Aggressivität der NATO- wird im weiteren Verlauf des Artikels nachgeholt, und zwar ohne jede Hemmung: „Die NATO provoziert in zunehmendem Maße Russland. Das Baltikum und Polen werden gegenwärtig aufgerüstet, obwohl selbst unter militärischen Gesichtspunkten diese Aufrüstung vollkommen sinnlos ist. Sollte Russland wirklich das Baltikum überfallen – wofür es, im Gegensatz zu dem Manöver auf der Krim, überhaupt keinen sinnvollen Grund hat – könnte die NATO diese Region nicht verteidigen.“

Von einer politischen Analyse weit entfernt, begibt sich die anthroposophische Kultur- Zeitschrift Die Drei mit derlei wirren Pamphleten in immer trüberes Gewässer. Unter der anthroposophischen Nomenklatur und dem Insider- Speech werden rechtspopulistische Klischees bedient, von denen diese Szene offenbar immer stärker geprägt wird.


»... und mehr bedarfs nicht.« Gedanken zur Not-Wendigkeit der Kunst

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Ingrid Haselberger

Vor einiger Zeit wurde hier im Blog die Frage gestellt: »Darf man sich mit der kosmischen Struktur von Pflanzen beschäftigen, wenn die Kanonen grollen, die Demagogen locken und die Menschen zerstückelt werden?«
Burghard begann seine Antwort daraufmit den Worten:»Ja! Und warum darf man? Einfach von daher, dass ein Bedarf besteht.«
Daran fühlte ich mich erinnert, als ich die Rede Konrad Paul Liessmanns zur Eröffnung der Salzburger Festspiele hörte.Er begann mit ganz ähnlichen Fragen:
»Wir leben in bewegten Zeiten: Terroranschläge, Amokläufe, ein dubioser Militärputsch in der Türkei, Brexit und die tiefe Krise der Europäischen Union, soziale Spannungen und Ängste allerorten, Kriege und Bürgerkriege, unzählige Menschen auf der Flucht und eine Kommunikationstechnik, die uns all dies hautnah, im Live-Stream erleben lässt. Nahezu reflexartig stellt sich die Frage, ob es überhaupt noch möglich ist, sich in solchen Zeiten ruhigen Gewissens dem Schönen und der Kunst, der Feier des ästhetischen Augenblicks und dem Genuss eines rauschenden Festes hinzugeben. Müsste nicht die Kunst selbst angesichts dieses Weltzustandes wenn nicht verstummen, so doch ihre Stimme in einem politischen Sinne erheben, müsste sie nicht eingreifen, zumindest aufmerksam machen, über sich hinausweisen auf jene unerträglichen Zustände, müsste sie nicht die aufrüttelnde Aktion anstelle der Verehrung des Schönen setzen?«
Reflexartig, sagt Liessmann, stellen sich diese Fragen, die die Antworten jeweils bereits in sich zu tragen scheinen. In seinen Antworten auf diese (und noch etliche andere) Fragen widersetzt Liessmann sich diesen Reflexen – und kommt schließlich zu einem ähnlichen Ergebnis wie Burghard.
Er zitiert Hölderlins Ode An die Parzen:
Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
   Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
      Daß williger mein Herz, vom süßen
         Spiele gesättiget, dann mir sterbe.

Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht
   Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht;
      Doch ist mir einst das Heilge, das am
         Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen,

Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt!
   Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel
      Mich nicht hinab geleitet; Einmal
         Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht.
Und er knüpft daran die folgenden Gedanken über Kunst und Freiheit:
»Das Kunstwerk, wenn es denn gelingt, genügt, um dem Leben nicht nur einen Sinn, sondern eine nahezu religiöse Aura zu verleihen, die es von allen anderen Bedingungen und Angelegenheiten des Daseins radikal entfernt. In dieser Absage an die Welt, in dieser Konzentration auf die Kunst liegt selbst eine Kritik, die nicht aktionistisch eingreift, nicht einmal Missstände benennt, sondern sich zurückzieht in eine ganz andere Sphäre, in der nur eines gilt: das gelungene Werk. Gelingen kann dieses aber nur, wenn es sich jenem Recht verdankt, das sich im Leben nicht oder noch nicht durchsetzen konnte. Es ist dies, bei Hölderlin und weit über ihn hinaus, ein Leben in Freiheit
Das Faszinosum der Kunst, so Liessmann, liegt »in einem unerbittlichen Anspruch auf ein Gelingen […], das dem Leben selbst weder zugemutet noch abgerungen werden kann.«
Für den Musiker, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, etwas, was ein anderer aufgeschrieben hat, zum Erklingen zu bringen, bedeutet das Ringen um das Gelingen ein fortwährendes Üben.
Dabei üben wir nicht etwa nur Fingerfertigkeit oder Atemtechnik, sondern sehr viel mehr:
Wir üben, aktiv mit unseren Gefühlen umzugehen, statt uns von ihnen überwältigen zu lassen. Im Alltag sagen wir sehr treffend »ich freue/ärgere/kränke mich« --- aber meist brauchen wir dazu einen Anlaß: ich freue/ärgere/kränke mich über etwas oder jemanden... und in Wirklichkeit sehen wir uns selber dabei passiv: »XY freut/ärgert/kränkt mich«.
Wenn ich eine Arie singe, die ganz andere Gefühle ausdrückt als die, die ich zufällig privat gerade habe, dann bleibt mir gar nichts anderes übrig, als mich innerlich selbst zu ärgern, zu freuen, zu kränken, mich glücklich oder unglücklich zu machen, mich in Zorn hineinzusteigern, mich übertrieben vor einer Maus zu fürchten oder mich in Trauer oder gelassener Resignation an vergangenes Glück zu erinnern...
Ich denke an Orpheus, den Dichter der griechischen Mythologie, der mit seinem Gesang wilde Tiere, das wütende Meer und selbst die Götter der Unterwelt besänftigte – ich habe es immer so verstanden, daß er seine Fähigkeiten zunächst im Umgang mit den „wilden Tieren“, dem „wütenden Meer“ und den „Göttern der Unterwelt“ in seinem eigenen Innerenentwickelte.
Es bleibt nicht aus, daß sich solches Üben auch auf den Alltag auswirkt.
Als Natalie Dessay vor Jahren in Wien die Titelrolle in der „Schweigsamen Frau“ von Richard Strauss und Stefan Zweig sang (ein scheinbar bescheidenes, schüchternes Mädchen verwandelt sich nach der Hochzeit in eine wilde Furie), fragte man sie, was denn ihr Mann dazu sage, wenn er sie so als Megäre sehe... sie lachte und antwortete in etwa: »Mein Mann freut sich immer, wenn ich solche Rollen in der Oper singe, denn dann bin ich zu Hause wieder ein ganz friedliches Lamm...« 
Und mein verehrter Lehrer Walter Berry sagte in einem Interview:»I brauch ka Psychotherapie! Wenn i „Wozzek“ sing zum Beispiel, da sing i mir auf der Bühne alle meine Neurosen oba, und dann krieg ich noch Geld dafür...«
Sogar das Mißlingen läßt sich üben – wie fühlt es sich an, wenn ein Ton mir in der Kehle erstirbt (in Wien sagen wir: verreckt)? Wie kann ich danach dennoch weitersingen, gewissermaßen „wiederauferstehen“?
Wer in dieser Weise übt, gewöhnt sich nach und nach ab, eine äußere Ursache oder gar einen Schuldigen„dort draußen“ zu suchen, wenn etwas nicht sofort gelingt. Oder wenn es trotz langen Übens nicht gelingt. Oder wenn es mißlingt, obwohl es doch früher schon einmal gelungen ist (auf vergangenen Lorbeeren ausruhen gilt nicht, es kommt jedesmal von Neuem nur auf die Gegenwart an: Hic Rhodos, hic salta!). 
Ein Ausspruch Daniel Barenboims fällt mir ein, aus dem gemeinsam mit Edward Said verfaßten Buch Parallels and Paradoxes (Barenboim und Said gründeten 1999 das West-Eastern-Divan-Orchestra, in dem junge Musiker aus Israel und den arabischen Ländern gemeinsam musizieren; heuer bei den Salzburger Festspielen, auf dem Programm Werke von Mozart und Wagner...):
»... the study of music is one of the best ways to learn about human nature. This is why I am so sad about music education being practically nonexistent today in schools. Education means preparing children for adult life; teaching them how to behave and what kinds of human beings they want to be. Everything else is information and can be learned in a very simple way. To play music well you need to strike a balance between your head, your heart, and your stomach. And if one of the three is not there or is there in too strong a dose, you cannot use it. What better way than music to show a child how to be human?«
(Meine Übersetzung: Das Studium der Musik ist eine der besten Arten, etwas über die menschliche Natur zu lernen. Deshalb bin ich so traurig darüber, daß Musikerziehung heutzutage in den Schulen praktisch nicht existiert. Erziehung heißt, Kinder auf das Leben als Erwachsene vorzubereiten; sie zu lehren, wie sie sich benehmen und welche Art Mensch sie sein wollen. Alles andere ist Information und kann sehr einfach gelernt werden. Um gut zu musizieren, mußt du eine Balance zwischen deinem Kopf, deinem Herzen und deinem Bauch finden. Wenn eins von diesen dreien nicht da ist, oder in zu starker Dosis da ist, dann kannst du's nicht gebrauchen. Was könnte einem Kind besser als die Musik zeigen, wie das geht: ein Mensch zu sein?)

Konrad Paul Liessmann schließt seine Rede so:
»Vielleicht leben wir in den kostbaren Augenblicken, da wir solch einem Gelingen beiwohnen dürfen, vielleicht sogar dazu etwas beitragen können, nicht wie Götter; aber wir leben – endlich – einmal so, wie Menschen leben sollten.
Und mehr bedarfs nicht.« 

Die spirituelle Aristokratie anthroposophischer Prägung

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Alicia Hamberg erweist nochmals Sergej Prokofieff die Ehre und liest seinen Erstling „Rudolf Steiner und die Grundlegung der neuen Mysterien“ - das Buch, das Prokofieff noch während seines Lebens in der Sowjetunion geschrieben hatte und das seinen (internen) Ruhm mit der deutschsprachigen Übersetzung 1982 (Link Wikipedia) begründete.

Hamberg schreibt in ihrem Blog in Englisch und bezieht sich auf die schwedische Übersetzung. Prokofieff ist vor etwas über zwei Jahren gestorben  und erhielt, als ehemaliges Vorstandsmitglied der Anthroposophischen Gesellschaft, selbst die spezifische Todesnachricht seiner Kollegen in Anthrospeech- einer Kunstsprache mit weihevoll synthetischem Vokabular: „After a life of tireless activity for anthroposophy and Rudolf Steiner, our friend and emeritus Executive Council colleague Sergei Olegovitch Prokofieff crossed the threshold into the spiritual world during the early morning hours of July 26, 2014, following a serious illness that lasted three years.

Auch die Leserin Hamberg quält sich mit einer solchen Kunstsprache herum, in der Rudolf Steiner als Märtyrer und Heiliger, als nicht hinterfragbarer Eingeweihter dargestellt wird- wobei Prokofieff in dieser Art der Darstellung zur umstrittenen Person selbst für die Insider geworden war, für die er schrieb, obgleich der Eingeweihten- Nimbus für Manche auch auf ihn selbst zurück strahlte: „But many have fallen, spiritually speaking, at his feet; admiring him, even worshipping him, as a high initiate, even the highest since Steiner himself, possibly boosted by the old anthroposophical belief that the Russian folk-soul will be the dominant spiritual force in the coming cultural epoch. Depicting Steiner as a saint and martyr, the impression is that Prokofieff would not be unhappy to see such an image brush off on himself.“ (Zitate aus verlinktem Artikel)

Die monotone Schreibweise Prokofieffs (die selbst bei den Insidern gern als „anspruchsvoll“ bezeichnet wird), führt bei Hamberg zuverlässig nach wenigen Seiten zur akuten Schläfrigkeit - allein, sie kämpft sich durch: „I almost invariably fell asleep after about seven to ten pages, until I took to reading it sitting on a hard, wooden chair on the balcony, where it was impossible to nod off. It rather pains me to say this, but I began to think I was inflicting unforgivable cruelty on myself, but then reminded myself of people having their heads chopped off, and despite feelings of unpleasantness, I plugged along bravely, considering myself lucky after all.“

Hamberg sieht in Prokofieffs Werk eine Grundlegung fundamentalistischer Anthroposophie- Interpretation („religious-fundamentalist anthroposophy“) im Mix mit eigenen Spekulationen und der unkritischen, nie hinterfragten Übernahme grassierender anthroposophischer Mythen- etwa, was Steiners angebliche frühere Inkarnationen betrifft. So ist die Zielgruppe des Buchs eine sehr spezifische, bei der es keinerlei Mühen bezüglich des Stils oder der Rhetorik bedarf- es reicht vollkommen, durch angebliche „Esoterik“ an die Eitelkeit dieses Publikums zu appellieren: „He doesn’t need to be rhetorically convincing or poetically gifted; all he needs to do is to offer a pretense of esoteric depth and an appeal to vanity. Steiner, in that way, is more straightforward to deal with, has retained a sense of humour, and is less awkward in style.“ Rudolf Steiner selbst - so Hamberg- schrieb dagegen vielschichtig.

Die Darstellung Steiners in Prokofieffs Worten ist geisterhaft- ein Mann ohne Eigenschaften, aber von Christus geadelt: „So who is Steiner? To Prokofieff, an emissary of God; a kind of reincarnated Christ; the one and only saviour of all of humanity; the One whose life was planned by the angels with extraordinary care. I mean this quite literally; he does go on quite a bit about Steiner and Christ. A Steiner who is elevated to divinity but deprived of his humanity.“ Die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft sind in den Augen Prokofieffs geborene Führer der Menschheit und werden sogar - spirituell, nicht rassistisch- eine eigene menschliche Rasse begründen- weit über dem Rest der Menschheit stehend: „I need not tell you that this race is spiritually elevated above the rest of humankind, which will stay behind, as it were, just like the animals did when present man moved on.
Diese „spirituelle Aristokratie“ ist, so ist sowohl zu befürchten und so ist es immer wieder auch zu beobachten, wird tatsächlich heute noch von Anthroposophen verinnerlicht. Prokofieff steht daher - so Hamberg- für den Kult- Charakter der anthroposophischen Bewegung, der von Anthroposophen selbst stets bestritten wird: „Natural for a cult, of course, but anthroposophy claims not to be one. Or perhaps it’s just human nature. But let’s put it succinctly: in more ways than one, Prokofieff’s book provides ample ammunition for anyone wanting to prove that, indeed, anthroposophy can be a religious cult.

Die kalte und spirituell- technische Darstellung Prokofieffs, die keinerlei persönliche Züge zulässt oder erkennen lässt, aber stets an „kosmische, höhere Wahrheit“ appelliert, hat für die Leserin Hamberg daher auch keinerlei spirituellen Züge: „Characteristically, Prokofieff is entirely impersonal. This is not about him, but about cosmic, higher truth. As far as the individual human being is concerned, it is all on the surface. Do I think it is ”spiritual”? No.“ Diese Steiner- Vorstellung Prokofieffs hat stattdessen den Charakter einer eitlen, überlegenen, exklusiven Selbstdarstellung, die frösteln lässt und ernsthafte Sorgen bereiten würde, wenn so etwas gesellschaftlich relevant geworden wäre. Das ist es glücklicherweise nicht.

Daniele Ganser und die anthroposophische Presselandschaft

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Dass Daniele Ganser als Historiker eine ehrenwerte Vergangenheit hat, bestätigt Peter Hammerschmidt in seinem legendären Buch über Klaus Barbie*, dem „Schlächter von Lyon“, dem nationalsozialistischen Folterspezialisten und Sadisten, der sich nach dem Krieg, gedeckt von CIC und BND, in Südamerika diversen Militärdiktaturen andienen konnte, bis er von den Klarsfelds enttarnt wurde. Barbie wurde in Frankreich der Prozess gemacht. Ganser läuft Hammerschmidt um 2005 immer wieder über den Weg, da auch dieser sich im Laufe der Recherche zu seinem Buch über Geheimoperationen hinter den Kulissen** - insbesondere der Organisation Gehlen und der CIA- in denselben Archiven umsah: „Dass Klaus Barbie, neben seinen (zumindest indirekten) Beziehungen zur Organisation Gehlen und seinen Beziehungen zu osteuropäischen Widerstandsgruppen, auch als Funktionär der deutschen Stay- behinds die direkte Protektion der CIA/OPC genoss, vermutete erstmals Daniele Ganser im Jahr 2005, ohne seine Vermutungen jedoch belegen zu können“ (Hammerschmidt, S. 114). Die ganze Geschichte ist, wie die umfängliche Recherche von Hammerschmidt zeigt, der erstmalig Archive des BND einsehen durfte, wesentlich komplexer als Gansers „Vermutungen“ es erscheinen lassen- teilweise bedingt durch konkurrierende Geheimdienste im schon geteilten Nachkriegsdeutschland, aber vor allem auch durch äußerst geschickte Schachzüge des Insiders Barbie selbst. Richtig ist das, was bei diesen Winkelzügen heraus kam: Die Kontakte Barbies zu ehemaligen SS- Funktionären, die dieser als Informant nutzen konnte, galten erst als wertvolle Quelle und waren danach so peinlich, dass man Klaus Barbie lieber deckte und nicht an Frankreich auslieferte- eine Mischung aus mangelnder Professionalität, Ehrgeiz und erschrecktem Erkennen eines „Meister seines Faches bei der Arbeit“ (nach Hammerschmidt, S. 121) - aber weit weniger die strategische CIA- Operation, die Ganser suggeriert.

Auch das Engagement des ehemaligen Waldorfschülers Ganser in der Anti- Fracking Liga wird von manchen Seiten kritisch gesehen. Gansers Mentor William Blum, den er in einem Interview 2005 benannte: , gehörte zu den pro- sowjetischen, US- kritischen Autoren: „So , by 1998, I was very interested in covert actions. William Blum, who has written on secret warfare in the United States, advised me to look at Operation Gladio. (...) I said: "I'll do it." And, nobody discouraged me."
Die politischen Theorien Gansers hatten also von Anfang an einen pro- russischen Einschlag und verstanden sich als „alternative Geschichtsschreibung“. Das Umfeld, das ihn und ähnliche Autoren wie Jürgen Elsässer protegierte, zitierte und wiederum mit immer neuen angeblichen Enthüllungen eindeckte, ist eindeutig identifizierbar und hat einen stark ideologischen Einschlag im Sinne von Putins Chefideologen Alexander Dugin .

Es ist aber, was die Interessenlage Gansers betrifft, auch deshalb eine komplexe Angelegenheit, weil er sich offenbar auch militärischen Kreisen der Schweiz andiente: „Anhand dessen stellt sich die Frage, inwieweit hier nationale Schweizer Interessen bzw. die hochgestellter Kreise aus Wirtschaft und Politik einerseits und die Form von Gegenöffentlichkeit, wie sie von Daniele Ganser vertretenen wird (Anknüpfen an "linke" internationale Diskurse, aber auch Verschwörungstheorien und Rechtsesoterik) dann doch, d.h. obwohl sie auf den ersten Blick so überhaupt nicht zueinander passen wollen, ineinander verschränkt sind und mit dem Bemühen der Schweiz, gegen eine zunehmende internationale Isolierung als eine unerwünschte Folge der EU-Politik anzukämpfen.“

Dieselbe Quelle weist auch nach, wie Ganser nach seinen politischen und militärischen Kontakten etwa ab 2010 in die Anti- Fracking- Liga und in esoterische Kreise herein rutschte: „Bei der Veranstaltung handelte es sich um eine Art Seminar der sogenannten "Aku-Wirkstatt. Forum für Zeitfragen" im Dezember 2012, bei dem Ganser nach seinen beiden Vorrednern, einem Astrologen und Maya-Experten sowie einem "Sonnenwanderer" zum Thema "Der globale Kampf ums Erdöl. Warum wir die Energiewende brauchen" vortrug.“ Er taucht jetzt auf Portalen mit anthroposophischer und mit Truther- Background auf: „Publiziert wird Pflugers "Zeitpunkt" vom Synergia-Verlag, der anthroposophisch geprägt scheint und in dessen Autorenliste sich auch der Anthroposoph Thomas Meyer findet, der seinerseits die Zeitschrift "Der Europäer" herausgibt und den ebenfalls anthroposophischen Perseus-Verlag gegründet hat. Meyer hat Daniele Ganser für seine Zeitschrift "Der Europäer" mehrfach interviewt.“ (dito)

Von dieser obskuren Ecke aus rollt Daniele Ganser inzwischen fast die gesamte anthroposophische Szene auf. Gemeinsame Basis scheinen Anti- Amerikanismus und 9/11- Verschwörungstheorien zu sein. Claudius Weise schrieb für die anthroposophische Kulturzeitschrift Die Drei zum Beispiel eine Eloge auf Daniele Ganser, in der dessen Thesen zu Geheimarmeen in Europa für diese Szene weiter schmackhaft gemacht werden. Weise beginnt mit „Menschenversuchen“ der CIA in den 50er Jahren (gemeint ist der Einfluss von LSD auf die Psyche), gibt Gansers Aussagen zu Geheimarmeen der Nato im Europa der 90er weiter („Ein weiteres Beispiel ist die unter dem Namen »Gladio« bekannt gewordene Geheimarmee, die von der NATO während des Kalten Krieges in fast allen europäischen Ländern westlich des Eisernen Vorhangs aufgebaut und kontrolliert wurde“) und ist sich auch, Ganser referierend, nicht zu schade, die Freiheitsbewegung in der Ukraine als von den USA gesteuerten Staatsstreich darzustellen: „Ganser vertrat in seinem gut anderthalbstündigen Vortrag die These, dass der Sturz der ukrainischen Regierung Janukowytsch ein vom Westen, namentlich den USA, betriebener »Regime change« war.“ Die Positionen, die hier vertreten werden, sind wie aus dem FSB- Handbuch abgeschrieben. Ganser war jedenfalls so angetan, dass er den kompletten Artikel Weises auf seiner eigenen Website wiedergibt. In Anmerkung 9 wird auch ein Ganser-kritischer Artikel des Egoistenblogs aufgegriffen, und zwar in folgendem Bezug: „Trotzdem kann man den Eindruck haben, dass sowohl Anhänger wie Gegner dazu neigen, Gansers Thesen nicht als Denkanstöße im Rahmen einer freien Diskussion zu behandeln, sondern im einen Fall als blanke Wahrheit, im anderen als verfassungswidrige Propaganda. Der jüngst auch in anthroposophischen Kreisen erhobene Vorwurf, Ganser betreibe Stimmungsmache, setzt bereits das voraus, was zu beweisen wäre, nämlich die Haltlosigkeit seiner Vermutungen und die Illegitimität seiner Fragen. Ohne diesen Beweis fällt der Vorwurf auf die zurück, die ihn erheben.

Nun ja. Er fragt ja nur. Und wie. In dem groß angelegten und präsentierten Interview mit Daniele Ganser in „Das Goetheanum“  - auch auf Gansers Website wiedergegeben- darf er das ganze Politprogramm abspulen. Er hat dabei einen ganz speziellen Kronzeugen für die „Geheimarmeen“, bevor er auf 9/11- Verschwörung usw eingeht, nämlich Giulio Andreotti: „Herr Ganser, denken Sie, das wir durch die Presse nicht ausreichend über Kriegsfragen informiert werden? Kann man alle politischen Strukturen wahrnehmen, wenn man die Tageszeitung liest, Radio hört und Fernsehen schaut? Sicherlich nicht. Ich kann zum Beispiel mit meiner Doktorarbeit beweisen, dass es Geheimarmeen in der Nato in Europa gab. Diese wurden 1990 erstmals durch den italienischen Premierminister Giulio Andreotti enttarnt. Sie wurden von der Nato koordiniert und vom cia und vom mi6 ausgerüstet und trainiert. Die Geheimarmeen hatten eine antikommunistische Funktion: Im Falle einer Invasion durch die Rote Armee sollten sie als Guerilla hinter den besetzten Linien kämpfen.“

Ausgerechnet Andreotti als Kronzeugen aufzurufen, dem zynischsten Machtpolitiker der Gegenwart, der die Mafia im italienischen Staatsapparat über Jahrzehnte hoffähig machte, ist nun ein besonderer Fall von Nestbeschmutzung: „In keinem anderen demokratischen Land hätte sich ein Politiker vom Typ Andreotti so lange an der Macht halten können. Er war in nahezu jeden großen Skandal der italienischen Nachkriegspolitik in irgendeiner Weise verwickelt, doch 27 parlamentarische Untersuchungskommissionen gegen ihn endeten immer mit einem Freispruch, da eine Verurteilung Andreottis schwere Konsequenzen für die ohnehin wackeligen Koalitionen gehabt hätte. Dabei ging es meistens um Korruption auf höchster Ebene, Mißwirtschaft, Begünstigungen, Subventionsbetrügereien, illegale Auftragszuweisungen. Auch in den Skandal der Loge P2 war Andreotti verwickelt, obwohl ihm eine Mitgliedschaft nicht nachgewiesen werden konnte.“ Jede beliebige Quelle***, die sich mit dem Einfluss der Verbrecherorganisationen in Italien beschäftigt, nennt als den Paten der Paten diesen Namen: „Ein wesentlicher Bestandteil von Andreottis’ Machtzirkel war stets die Mafia – seine Kontakte zu ihr sind legendär und auch gerichtlich untermauert: Andreottis letzter Mafiaprozeß, in dem ihm Mafiakooperation vorgeworfen wurde, endete im Mai 2003 zwar mit einem Freispruch, allerdings nicht wegen mangelnder Beweise, sondern wegen Verjährung seiner Taten .. Andreottis Karriereende Anfang der 90er Jahre: es war die Zeit der erstmaligen radikalen Bekämpfung der Mafia, in erster Linie durch Staatsanwalt Giovanni Falcone, der 1992 vor Palermo von der Mafia ermordet wurde.“ Ich werde gern in folgenden Beiträgen vertiefend auf dieses Thema weiter eingehen.

Dass ein Charakter wie Andreotti als Kronzeuge für dubiose Verschwörungstheorien eines schillernden Dugin- Protagonisten wie Ganser in der Breite der anthroposophischen Presselandschaft auftreten würde, hätte ich mir als junger Anthroposoph nicht träumen lassen. Dergleichen verbreiten aber inzwischen nicht nur Kopp- Verlag- Verbündete wie „Die Europäer“, sondern auch „Das Goetheanum“ und „Die Drei“. Wo genau sind wir da gelandet? Wie weit werden die Peinlichkeiten noch gehen?


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*Peter Hammerschmidt: Deckname Adler. Klaus Barbie und die westlichen Geheimdienste
**Daniele Ganser: Nato Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung, Zürich 2009
*** hier als Beispiel ein Aufsatz von Mathias Kautzky: Giulio Andreotti und die Politik in Italien (German Edition)
Weblinks: http://sochi2014-nachgefragt.blogspot.de/2014/08/daniele-ganser-und-sein-umfeld-ii-aspo.html
https://www.danieleganser.ch/assets/files/Inhalte/Rezensionen/Vortraege/die%20Drei%20(2015)%20-%20Wahrheit%20oder%20Wahn.pdf
https://www.danieleganser.ch/assets/files/Inhalte/Interviews/Zeitungsinterviews/Das%20Goetheanum%20(2015)%20-%20Nachrichten%20bewaeltigen.pdf
http://www.bornpower.de/mafia/andreotti.htm#.V7EFxRSxyrU


Das Zirpen des Kosmos

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"Das Musikalische hat für die, welche darüber nachgedacht haben, immer etwas Rätselvolles gehabt in bezug auf die ästhetische Anschauungsweise. Die Musik ist auf der einen Seite das Verständlichste für die Seele, für das unmittelbar empfindende Menschengemüt, auf der anderen Seite etwas Schwieriges für die, welche ihre Wirkung begreifen wollen. Wenn wir die Musik vergleichen wollen mit den anderen Künsten, so müssen wir sagen: Eigentlich haben die anderen Künste alle in der physischen Welt ein Vorbild. Wenn zum Beispiel der Bildhauer die Statue eines Apoll oder Zeus schafft, dann arbeitet er nach der idealisierten Wirklichkeit der menschlichen Welt. Ebenso ist es in der Malerei. Heute will man sogar in der Malerei nur das gelten lassen, was unmittelbar den Eindruck der Wirklichkeit gibt. Ebenso bemüht sich die Poesie, ein Abbild der Wirklichkeit zu schaffen. Wer diese Theorie auf die Musik anwenden wollte, würde wohl kaum zu irgendeinem Resultat kommen können. Der Mensch muß sich fragen: Woher kommt denn eigentlich der künstlerisch geformte Ton, worauf in der Welt hat er Bezug?" R.Steiner, Köln 3.Dezember 1906, GA 283
 


Tom Waits (on Jim Wilson): "Wilson, he's always playing with time. I heard a recording recently of crickets slowed way down. It sounds like a choir, it sounds like angel music. Something sparkling, celestial with full harmony and bass parts - you wouldn't believe it. It's like a sweeping chorus of heaven, and it's just slowed down, they didn't manipulate the tape at all. So I think when Wilson slows people down, it gives you a chance to watch them moving through space. And there's something to be said for slowing down the world."

Die Aufnahme von den Grillen hat zwei Tonspuren. Die erste in Echtzeit und die Zweite ( gleiche) Tonspur einfach nur langsamer abgespielt. Nichts ist sonst daran manipuliert.

Ich wünsche allen unseren Lesern eine entschleunigte Ferienzeit und gehen Sie abends auf die Wiesen und lauschen Sie den Grillen. Manchmal ist es ganz gut eine Grille im Ohr zu haben.
Ihr Herrmann Finkelsteen


Die Macht der Meme - Von den Identitären über Dugin bis zu Ganser

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Als Meme gelten Ideen, die sich viral verbreiten und haften bleiben - ein vom und durch das Internet geprägter Begriff. Das Haften hat wohl damit zu tun, dass mit der Idee Empfindungen mitschwingen, die ein gewisses Erregungspotential enthalten. Anthroposophisch ausgedrückt, haben diese Ideen eine luziferische Konnotation, wirken ansteckend im Sinne einer geistigen Infektion. Man denkt an Elias Canettis „Masse und Macht“ und natürlich an die verheerenden Auswirkungen von Propaganda und Gerüchten.

Aber heute wird immer augenfälliger wieder offen mit Meme, aber auch mit offensichtlichen Lügen operiert- sei es im Wahlkampf Donald Trumps oder sei es bei der Neuen Rechten im europäischen Raum. Offenbar verfängt heute seit der Flüchtlingskrise, momentan durch die österreichischen „Identitären“, Björn Höcke und die ostdeutsche „Denkfabrik“ Kubitscheks die Angst vor dem Verlust der Identität durch Multikulti und „Völkeraustausch“: „Kubitschek, Sellner und Höcke eint die Angst vor dem „großen Austausch“ oder wie Höckes es nennt, vor der „Multikulturalisierung“. Kubitschek verbreitet seine Thesen im Kampf gegen den „Verlust der eigenen Identität durch Überfremdung“ über seinen Verlag, den Antaios-Verlag. Die Titel heißen etwa: „Zurüstung zum Bürgerkrieg. Notizen zur Überfremdung Deutschlands“, „Die große Gleichschaltung“ oder „Revolte gegen den Großen Austausch”.

Die luziferische Konnotation dabei beruht - ebenso wie beim Brexit- Hass gegenüber der Europäischen Union - offenbar auf einer postmodernen Angst vor Identitätsverlust, der man nationale oder auch rassistische Instinkte entgegen setzen möchte. Da diese Ängste unerkannt bleiben, haben sie eine erhebliche Persistenz. Eine Untersuchung der Universität von Michigan aus den Jahren 2005 - 2006 ging der Frage nach, wie schlecht informierte Menschen - vor allem aus den Milieus politischen Partisanentums, auf die Konfrontation mit belegten Fakten reagieren, die ihre kruden Ideen widerlegen würden: Tatsachen ändern nicht nur nicht die Einstellungen, sondern verstärken sogar den Glauben an die Meme: „Like an underpowered antibiotic, facts could actually make misinformation even stronger“. Was aber könnte denn da noch überzeugen? Gerät die demokratische Diskussion hier nicht an die Grenzen ihrer Kraft, wenn Überzeugung und Argumentation nicht mehr greifen?

Es kommt noch schlimmer. In einem gerade erschienenen Buch des Russland - Insiders Charles Clover,  „Black Wind, White Snow: The Rise of Russia's New Nationalism“ geht dieser auf Putins Denkfabrik ein- vor allem in Person von Russland trans- nationalistischem Ideologen Alexander Dugin, den Clover als langjähriger Mitarbeiter bei der Financial Times Moskau gut persönlich kennt. Dessen faschistisches Gedankengut kleidet sich in den Begriff des Eurasianismus, der nichts anderes beinhaltet als ein neues russisches Großreich - etwas, was Putin seit geraumer Zeit aktiv- politisch, ideologisch und kriegerisch umsetzt. Die Blüte des demokratischen Liberalismus soll gebrochen, zentralistische, autokratische Machtstrukturen etabliert werden, um ein multinationales Imperium unter russischer Führung zu etablieren („turning back the tide of democratic liberalism, re-establishing repressive central control, and bringing to power a regime of patriots, beholden to an imperial concept of Russia, a multinational, multi-ethnic, multi-confessional, but distinctly Russian and distinctly non-Western geopolitical space – ‘Eurasia’“).

Ideologisch wird - nicht zuletzt durch konspirative Medien wie „Russia Today“ in den verachteten demokratischen Staaten- aufgerüstet und subversiv die Öffentlichkeit bearbeitet und möglichst gleichgeschaltet. Putin hat dazu - sowohl im In- wie im Ausland- eine Reihe von Memes etabliert, ja seine ganze Sprachwahl seit 2012 verändert. Intern in Russland ist ein zentraler Begriff das unübersetzbare „passionarnost“, das Gorbatschows Glasnost abgelöst hat: „Putin’s mention of passionarnost in 2012 was part of a pattern of lacing his speeches and writings with a new vocabulary.“ Es bedeutet ein Durchhalten durch eine Leidenszeit - bis zum endgültigen Sieg. Für den Russen schwingen Geschichte, Steppenweiten und jahrelange Gulag- Haft in diesem Begriff mit- ein Leiden, das er gern auf sich nimmt und das an seine nationale Identität rührt. Aber das Leiden kann, wie nicht nur die Ukraine und Syrien zeigen, auch gern und weitflächig exportiert werden.    

In diesem Zusammenhang kommt Clover auch auf die Meme, und zwar im Zusammenhang mit biologischer Infektion, die in diesem Fall exemplarisch ist für die geistige Infektion durch die ideologisierten Begriffe: „British evolutionary biologist Richard Dawkins has put forward a similar theory of ‘memes’ – which he describes as simple units of cultural information whose primary characteristic is the ability to replicate and spread virally through their interaction with other memes through a version of natural selection. As Dawkins puts it: ‘When you plant a fertile meme in my mind you literally parasitize my brain.’“ Für Clover ist vor allem der Nationalismus das Zündende im geistigen Infekt, denn das darin Mitschwingende hat eine instinktive, verborgene Eigendynamik, der man kaum etwas entgegen setzen könne: „Nationalism wins out not because nationalists are better, or stronger, or more capable, but because nationalism itself appears to possess inherent characteristics that allow it to vanquish other memes in a fair fight.

Für die Anthroposophen kann man die bei ihnen grassierende Meme anhand der hier im Blog beschriebenen, immer wieder vorgetragenen Thesen eines Daniele Ganser studieren. Die irritierte Identität reagiert luziferisch- empfindlich auf angebliche Verschwörungen von Seiten „der da oben“, der Europäischen Union und den USA. Dass derlei überall in der Rechten - ob bei den „Identitären“, UKIP oder der AfD grassiert und denkbar banal daher kommt, ist dabei völlig nebensächlich, solange die entsprechenden Emotionen bedient werden. Wenn die Meme grassiert, kann sie durch Argumente nicht mehr widerlegt werden, sondern verbreitet sich als „öffentliche Meinung“ in den Köpfen, die nicht widerstehen. „Öffentliche Meinung“ ist in der spezifisch okkulten Sicht Rudolf Steiners ein quasi- dämonisches Massenphänomen:

Es sind von diesen Wesenheiten der höheren Hierarchien welche zurückgeblieben, haben luziferischen Charakter angenommen. Und zu dem, was einzelne von ihnen ausleben, gehört zum Beispiel das, was wir heute öffentliche Meinung nennen. Öffentliche Meinung wird nicht bloß von Menschen gemacht, sondern auch von einer gewissen Art auf der untersten Stufe stehender luziferischer Geister, zurückgebliebener Angeloi, Archangeloi. Diese beginnen erst ihre luziferische Laufbahn, sind noch nicht sehr hoch gestiegen in der Rangordnung der luziferischen Geister; aber luziferische Geister sind es. Man kann mit Seherblick verfolgen, wie gewisse Geister der höheren Hierarchien die Entwickelung nach dem Mysterium von Golgatha nicht mitmachen, wie sie sich verhärten in der alten Art der Führung und daher nicht unmittelbar an die Menschen herankommen können. Die, welche die Entwickelung mitgemacht haben, können in einer regulären Weise an den Menschen herankommen; die sie nicht mitgemacht haben, können nicht heran, und sie wirken in einer verschwommenen, durcheinanderflutenden Gedankenmacht der öffentlichen Meinung.“ (GA 141.128f)



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